Gesundheit

Macht Zucker wirklich süchtig?

Zuckerkonsum erregt im Gehirn die gleichen Regionen wie der Konsum von Kokain. Kann der Mensch von Zucker abhängig werden und macht Zucker krank?

Macht Zucker süchtig?

Kuchen, Orangensaft, Tomatenketchup: Was haben diese Lebensmittel gemeinsam? Sie enthalten Zucker. Und davon nicht wenig. Üblicher Haushaltszucker (Saccharose) zählt zu den Kohlenhydraten und besteht aus Fructose und Glucose. Die WHO empfiehlt einem ausgewachsenen Menschen nicht mehr als maximal 50 Gramm Zucker täglich - das sind etwa 17 Stück Würfelzucker.

Der tägliche Durchschnittskonsum liegt in Österreich allerdings bei 80 Gramm. Auf das Jahr gerechnet sind das rund 29 Kilo Zucker pro Kopf. Die Zahl der diagnostizierten Diabetes- und Adipositas-Erkrankungen droht in den kommenden Jahren weiter anzusteigen.

Doch ohne Zucker kann der Mensch nur schwer leben. Für unser Gehirn ist Glucose lebensnotwendig. Dafür ist aber nicht unbedingt Haushaltszucker nötig. Der Körper ist nämlich in der Lage, die Glucose aus Mehrfachzucker (Polysacchariden) aufzuspalten. Mehrfachzucker sind in stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Reis und Nudeln. 

Macht Zucker krank?

Ein Überkonsum von Zucker hat schleichende und fatale Auswirkungen auf unseren Körper. Erste Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit oder Durchfall. Hinzu kommen kosmetische Probleme wie Hautunreinheiten und eine schnellere Hautalterung. Auf langfristige Sicht entsteht Diabetes. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Gefäße.

Außerdem fördert es eine rasche Zunahme an Gewicht und Fettpölsterchen. Übermäßiger Zuckerkonsum erhöht die Triglyceridwerte. Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt steigt. Die Leberwerte können so aussehen wie die einer alkoholabhängigen Person, man bekommt eine Fettleber. In weiterer Folge entwickelt sich daraus Leberzirrhose und anschließend Krebs.

Wenn es doch nur nicht so gut schmecken würde …

Schon als Kind lernte man, den süßen Geschmack mit etwas Positivem zu verbinden: die leicht süße Muttermilch, der Schokoladenkuchen auf jeder Geburtstagsfeier oder das leckere Eis als Belohnung bei guten Noten. Es gibt fast keinen erwachsenen Menschen, der nichts Süßes mag. Und daran ist auch nichts verkehrt. Das Übermaß ist das Problem.

Drehen Sie doch beim nächsten Einkauf im Supermarkt alles, was Sie so in den Einkaufswagen legen, vorher um und lesen Sie die Nährwertangaben. Sie werden erstaunt sein, wie viel Zucker Sie in Produkten finden, von denen Sie das nicht erwartet hätten. Der sogenannte versteckte Zucker befindet sich in den meisten Fertigprodukten, auch bei herzhaften Lebensmitteln. Zucker wird auf den Nährwerttabellen oft unterhalb der Kohlenhydrate mit „davon Zucker“ angegeben.

Coladosen mit Zuckerwürfel
0,5 Liter Coca-Cola enthalten 54 Gramm Zucker. Bereits damit ist der maximal empfohlene Bedarf der WHO überschritten.

Nicht zu unterschätzen ist zudem der Fruchtzuckergehalt im Obst. Denn leider zählt auch dieser mit beim Zuckerkonsum. Problematisch sind jedoch vor allem zuckerhaltige Getränke. Denn diese werden viel zu sehr unterschätzt. Eine Dose (330ml) Coca-Cola enthält rund 11,5 Stück Würfelzucker. Doch nicht nur vor Limonaden sei gewarnt.

Fruchtsäfte sind ebenso echte Zuckerbomben. Denn für 1 Liter Orangensaft braucht man ca. 10 Orangen. Der Saft ist schnell leer getrunken. Aber so viele Früchte würde man in dieser Zeit nie einzeln essen. Das bedeutet also, dass der Körper durch den Saft auf einen Schlag viel mehr Zuckerzufuhr bekommt, als es über die normale Nahrung eigentlich möglich wäre. 

Zucker als Droge

Zucker aktiviert das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Isst man ein Stück Schokolade, wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet - genauso wie bei Kokain oder Sex. Diese körpereigenen Stoffe wecken in uns das Verlangen, das Glücksgefühl erneut hervorzurufen. Womöglich ist das der Grund dafür, warum wir bei Frust oder Stress gerne mal in die Süßigkeiten-Schublade greifen. Verzichtet man auf Zucker bzw. kohlenhydrathaltige Lebensmittel, äußert sich das schnell mit Gereiztheit.

Es gibt noch keine aussagekräftige Studie, die beweist, dass Zucker süchtig macht. Forscher:innen haben jedoch in einem Tierversuch mit Ratten herausgefunden, dass die Tiere ein starkes Verlangen nach Zuckerwasser entwickeln konnten. Wurde ihnen das Zuckerwasser vorenthalten, traten bei ihnen entzugsähnliche Symptome auf. Ebenso wurde bemerkt, dass die Ratten immer mehr Zucker brauchten, um Dopamin zu erzeugen. 

Eine zuckerarme Ernährung beugt lebensbedrohlichen Krankheiten vor und sollte deshalb klar fokussiert werden. Natürlich braucht es aber kein striktes Zuckerverbot. Wenn wir im Supermarkt mehr auf versteckte Zucker in Lebensmitteln achten und zuckerhaltige Getränke auf ein Minimum reduzieren (oder bestenfalls weglassen), tun wir unserem Körper damit wirklich etwas Gutes.

Fotos: Shutterstock

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