Genderless Fashion: Wie Fashion Geschlechtergrenzen neu definiert
Mode kennt keine Grenzen – zumindest nicht mehr. Frische Designs sprengen die traditionellen Vorstellungen von geschlechterdifferenzierter Mode. Doch wer hat diesen revolutionären Wandel geprägt, und welche ikonischen Momente haben die Modegeschichte neu geschrieben?
Mode war schon immer ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen und hat sich über die Jahrzehnte hinweg ständig neu erfunden. Besonders in den letzten Jahren hat Genderless Fashion an Bedeutung gewonnen und stellt die traditionellen Vorstellungen von Geschlechterrollen und Kleidung radikal in Frage. Genderless Fashion ist nicht nur ein Trend, sondern eine Bewegung, die sich fest in der Modewelt verankert hat.
Hosen sind Männersache?
Früher war Mode strikt nach Geschlechtern getrennt. Männer trugen Anzüge, Frauen Röcke und Kleider. Das Korsett symbolisierte Weiblichkeit, während robuste Stoffe und klare Schnitte die maskuline Ästhetik dominierten. Doch bereits im frühen 20. Jahrhundert gab es erste Vorreiter:Innen, die diese Normen infrage stellten.
Eine der bekanntesten ist Coco Chanel, die als Pionierin dafür bekannt wurde, Frauen in Hosen zu stecken und maskuline Elemente in die Damenmode zu integrieren. Ihr legendärer Tweed-Anzug revolutionierte die Modewelt und löste die strenge Geschlechtertrennung zumindest ansatzweise auf. In einigen internationalen Luxushotels gab es sogar noch in den 1970er Jahren ein Hosenverbot für Frauen.
Die ersten Schritte zur Genderless Fashion
In den 1980er Jahren sorgte Jean-Paul Gaultier mit seinen ikonischen Männer-Röcken für Aufsehen. Er war einer der ersten Designer, der bewusst mit geschlechtsspezifischer Kleidung brach und die Frage stellte: Warum sollten Röcke ausschließlich Frauen vorbehalten sein? Auch Vivienne Westwood stellte die Normen infrage, indem sie provokative und punkige Mode präsentierte, die sich nicht in männlich und weiblich unterteilen ließ.
Ein weiterer Meilenstein war die Arbeit von Yohji Yamamoto und Rei Kawakubo in den 1990er Jahren. Ihre avantgardistischen Designs sprengten die Grenzen von Geschlecht und Form, schufen voluminöse, fließende Silhouetten und legten den Fokus auf Individualität statt auf Gender.
“Ich frage mich immer, wer wohl entschieden hat, dass es einen Unterschied zwischen Damen- und Herrenkleidung geben sollte. Vielleicht waren das Männer." - Yamamoto 1983 in der "New York Times"
Die Genderless Fashion von heute
Heute haben zahlreiche Marken die Idee der geschlechtsneutralen Mode verinnerlicht und etablieren sie in der Fashion-Welt.
Gucci (Alessandro Michele): Michele setzt seit 2015 auf androgyne Mode, die mit traditionellen Geschlechterklischees bricht. Seine Kollektionen umfassen fließende Kleider für Männer und markante Anzüge für Frauen. Gucci schafft es, Genderfluidität am Laufsteg zu etablieren.
Telfar Clemens: Mit seiner gleichnamigen Marke hat Telfar ausschließlich Unisex-Designs. Die ikonische Telfar Bag gilt als „Bag for Everyone“ und steht für Inklusivität und Diversität.
Collina Strada: Hillary Taymour, die kreative Kraft hinter dem Label, entwirft genderneutrale Kollektionen, die gleichzeitig nachhaltig und expressiv sind. Ihre Mode steht für Selbstverwirklichung und den bewussten Umgang mit Ressourcen.
Einige prominente Persönlichkeiten haben Genderless Fashion auf der großen Bühne etabliert und die gesellschaftliche Akzeptanz maßgeblich beeinflusst. Einer der bekanntesten Namen ist dabei Sam Smith. Der britische Sänger identifiziert sich als nicht-binär und zeigt dies auch in seiner Mode. Ob bei Auftritten oder auf dem roten Teppich – Smith setzt auf Outfits, die traditionelle Geschlechterrollen bewusst aufbrechen. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt Sam Smith bei den Brit Awards 2023, als er in einem aufsehenerregenden, aufgeblasenen Latexanzug von Harri erschien.
Eine weitere Persönlichkeit der Genderless Fashion ist der Schauspieler Ezra Miller, bekannt aus Filmen wie Phantastische Tierwesen und Justice League. Er begeistert auf dem roten Teppich regelmäßig mit extravaganten und nicht-binären Looks. Eines seiner ikonischsten Outfits war der Look zur Met Gala 2019: Ein kunstvoll bestickter Anzug von Burberry, kombiniert mit surrealem Make-up und mehreren aufgemalten Augen. Dieses Outfit löste nicht nur Gespräche über Mode, sondern auch über Geschlechtsidentität und Ausdruck aus.
Als Harry Styles 2020 im Vogue-Cover ein Kleid trug, brach er mit Konventionen und löste weltweit Debatten aus. Ebenso für Gesprächsstoff sorgte Billy Porter auf dem roten Teppich der Oscars im maßgeschneiderten Smoking-Kleid von Christian Siriano – ein Fashion-Statement, das eindrucksvoll zeigte, dass Eleganz keine Frage des Geschlechts ist.
Genderless Fashion zeigt uns, dass Kleidung kein Geschlecht hat. Es geht darum, sich in seiner Haut wohlzufühlen und sich modisch frei auszudrücken – unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen. Die wachsende Akzeptanz dieser Bewegung ist nicht nur ein modisches, sondern auch ein kulturelles Zeichen für Fortschritt und Offenheit.
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