Warum veganes Leder die Zukunft der zeitgemäßen Modebranche ist
Tierisches Leder ist bereits seit längerem in Verruf geraten. Nicht nur aufgrund der Verwendung von Tierhaut und Knochenleim und der oft damit verbunden Tierquälerei. Die Herstellung von Leder bedarf auch der Verwendung toxischer Stoffe, um die Tierhaut haltbar zu machen. Diese sind nicht nur für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit sehr bedenklich.
Zum Glück haben Lederalternativen besseres zu bieten. Unter den verschiedenen Materialien, die zur Herstellung verwendet werden, verliert man schnell mal den Überblick. Vegan ist es nur, wenn keine Tierhaut und auch keine tierischen Knochenleime verwendet werden. Stattdessen nutzt man hier synthetische oder pflanzliche Fasern, wie zum Beispiel aus Ananas oder Pilzen. Deshalb kann man nicht von Leder an sich sprechen. Dagegen weigert sich auch der Verband der Deutschen Lederindustrie, laut denen die Bezeichnung Leder nur für das echte tierische Produkt verwendet werden soll. Die Ähnlichkeit ist dennoch eindeutig, weshalb die Bezeichnung als Leder im Folgenden für die pflanzlichen und synthetischen Materialien verwendet wird.
Der Unterschied zum klassischen Kunstleder ist, dass dieses vor allem aus Erdöl gewonnen wird, welches im Unterschied zu den pflanzlichen Fasern, sehr lange zum zersetzten braucht, wenn es entsorgt wird. Außerdem nutzt Kunstleder auch oft den tierischen Knochenleim, weshalb es nicht vegan ist.
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Leder aus Ananas
Aus den Blättern einer Ananas wird das Ananasleder, Piñatex genannt, produziert. Es ist geruchsfrei und erwies sich als ähnlich stabil wie echtes Leder. Dabei hat es aber einen wesentlich geringeren ökologischen Fußabdruck. Man braucht keine zusätzliche Anbaufläche, Wasser oder Pestizide, da Ananasse sowie schon im großen Stil angebaut werden. Zudem ist die Weiterverarbeitung der Ananasblätter auch für die Bauern eine zusätzliche Einnahmequelle. Einige Hersteller, die das Ananasleder bereits in ihrer Mode verwenden, sind unter anderem die Schuhmarken Camper oder Nae.
Leder aus Pilzen
Aus Pilzfasern hergestelltes Leder ähnelt nicht nur optisch, sondern vor allem in Geruch echtem Leder. Pilzleder kann auf verschiedene Arten gewonnen werden. Eine Variante nutzt das Berliner Unternehmen Zvnder, welches die Fasern des Zunderschwamms verwendet. Ein Baumpilz, der vor allem in Rumänien verbreitet ist. Auch aus Kombuchapilzen oder den Wurzelfasern von einigen Pilzarten wird bereits Leder hergestellt. Die Firma MycoWorks aus San Franciso kooperierte mit ihrem veganen Pilzleder, welches mit Maisschalen kombiniert wird, bereits mit Modelabel Hermès.
Leder aus Kakteen
Der Nopal Kaktus ist Grundlage für das Kakteenleder. Dieser wächst vor allem in Mexico und wird dort von erstmals von der Marke Desserto zum veganen Leder umgewandelt. Dabei werden keine Pestizide, Herbizide oder Kunststoffe eingesetzt. Der Nopal Kaktus ist einfach zu bewirtschaften, da er nur minimal Wasser benötigt. Mittlerweile verwenden bereits mehrere Anbieter die zum Verwechseln ähnliche und besonders strapazierfähige Lederalternative als Kakteen.
Leder aus Kork
Kork scheint eine der vielversprechendsten veganen Lederalternativen zu sein. Die Herstellung ist sehr nachhaltig da es aus der Rinde der Korkeichen gewonnen wird. Diese müssen dafür nicht gefällt werden und produzieren ständig neue Rinde nach. Unsere Umwelt profitiert zudem von dem Abschälen der Rinde der Korkeichen, da diese Bäume ohne Rinde viermal so viel Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln als mit. Weitere Vorteile sind, dass Korkleder besonders wasserdicht, warmhaltend und auch atmungsaktiv ist.
Leder aus Papier
Marken wie KorkundKulör und SnapPap verwenden Papierleder. Aus Zellulose und Latex wird das waschbare und reißfeste Papier hergestellt. Dabei gibt es das vegane Papierleder auch in den verschiedensten bunten Farben. Es ähnelt in seiner Optik stark dem Original. Papierleder kann man auch unverarbeitet kaufen. Dies ist vor allem bei Bastlern sehr beliebt ist, da es besonders einfach weiterzuverarbeiten ist.
Unbegrenzte Möglichkeiten an veganen Lederalternativen
Als Ergänzung, zu den oben genannten gängigsten Methoden zur Herstellung von veganem Leder, gibt es auch noch zahlreiche andere Verfahren. Alle Methoden haben Vor- und Nachteile und stehen erst am Anfang. Es wird also noch sehr viel experimentiert, um eine perfekte Alternative zu finden.
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Andere Möglichkeiten sind zum Beispiel Bananenleder, welches aus dem Stamm des Bananenbaums gewonnen wird. Kaffeeleder wird aus Kaffeeblättern, dem recyceltem Kaffee und Kaffeebohnen hergestellt. Apfelüberreste werden mit Polyurethan auf Baumwollstoffe aufgetragen und so zu Apfelleder. Allen voran ist hierbei die Marke AppleSkin als Lederersatz. Auch Traubenreste werden zum Weintraubenleder. Oder Teakleder, welches nur aus den Blättern des Teakbaumes hergestellt wird, und dadurch eine einzigartige Faserung erhält. All jene Varianten haben im normalerweise denselben Geruch, wie das Produkt, aus dem sie hergestellt wurden und haben in diesem Fall keine Ähnlichkeit zum Echtleder. Die Möglichkeiten bei der Herstellung von veganen Lederalternativen sind also endlos und man kann bestimmt schon gespannt sein welche Varianten sich durchsetzen.
It-Pieces aus veganem Leder
“Hide” Puffer Jacket – Nanushka 595 EURO
„Mariko“ Tie Waist Blazer – Nanushka 775 EURO
Long Button Up Trenchcoat – Julia Allert 497 EURO
Long Trenchcoat - Each Other 850 EURO
Long Coat – Each Other 750 EURO
Cropped Blazer – Martin Appélt 2.390 EURO
Mini Purse Skirt – Martin Appélt 990 EURO
„Nora Malaga“ Wine Pants – Aggi 220 EURO
“Jo Rich” Black Pants – Aggi 530 EURO
“OH V Furbie” Bag- Outhouse 275 EURO
“Jordaan” Bag – Osier 300 EURO
Block Heel Boot – Zoey Simone 393 EURO
„Sigma Chillie“ Sandals – Balluta 250 EURO
“Lambda Off-White Tan” Boots – Balluta 265 EURO
Kleidung, welche aussieht und sich anfühlt wie Leder, kann also ganz einfach ohne tierische Materialien auskommen. Aber auch hier gilt, auf die Qualität der veganen Lederstoffe zu achten. Nicht alle Produkte werden umweltbewusst hergestellt, bei manchen wird sogar Plastik zu Verarbeitung eingesetzt. Durch Billighersteller gelangen erst recht Schadstoffe in die Natur. Ebenfalls nicht sinngemäß ist es bereits gekaufte Lederprodukte zu entsorgen und diese durch neue vegane Kunstlederimitate zu ersetzen. Erfreulicher jedoch, dass man als Konsument selbst darüber entscheiden kann, welche Lederprodukte man künftig kauft und die Modebranche bereits den Umschwung zur veganen, umweltbewussten Lederalternative einleitet.