Deshalb feiert die Mode-Welt Harris Reed und seine genderfluiden Designs
Gucci-Chefdesigner Alessandro Michele verehrt ihn, Superstars wie Lady Gaga und Harry Styles schwören auf ihn, er entwarf kürzlich seine eigene Make-up Linie bei MAC und die «GQ Men of the Year Awards 2021» krönten ihn als Newcomer des Jahres. Wenn jemand ein unvergleichlich aufregendes 2021 hatte, dann war es wohl der Jungdesigner Harris Reed. Und das, obwohl er seine Ausbildung beim berühmten Central Saint Martins College in London erst diesen Sommer abgeschlossen hatte. Von Campus direkt zu einem Treffen mit Superstar Harry Styles - das war für Reed keine Besonderheit mehr. Sein Aufstieg war geradezu kometenhaft. Im Jahr 2017 wurde er vom Stylisten Harry Lambert auf Instagram entdeckt, danach ging es steil aufwärts. Von der britischen Presse wurde er zum berühmtesten Absolventen während der Pandemie gekürt, weil er bereits Stars wie Selena Gomez und Miley Cyrus mit ausstattete, als er noch zahlreiche Modeseminare absaß. Tatsächlich war es letztlich ein Kleid an Harry Styles in der US-Vogue vom Dezember 2020, die dem Designer weltweite Anerkennung und Bekanntheit verschaffte.
Seinen Style beschreibt er selber als “Romanticism Gone Nonbinary”
Sie stellt besonders die Person, die seine Mode trägt, in den Mittelpunkt. Reed will mit seiner Arbeit besonders für die Anerkennung von Geschlechterfluidität kämpfen. Er selbst bezeichnet sich als genderfluid: Er fühlt sich weder durch den Begriff der Frau oder den des Mannes definiert. Einst benutzte er das Pronomen «they/them», doch neuerdings wechselte er zu «he/him». Seine Mode bricht die traditionelle Unterteilung in Männer- und Frauenkleidung auf und ordnet sich weder traditionellen Geschlechterbildern, noch saisonaler Mode unter. Der Designer mit britisch-mexikanischen Wurzeln vermischt in seinen Entwürfen gerne traditionelle, britische Herrenschneiderkunst mit romantischen Stilelementen der viktorianischen Mode. Besonders spannend sind die zusätzlichen, punkigen Akzente aus der Punk- und Gothic-Bewegung, die seiner Mode den letzten Schliff verleihen.
Mit seiner neusten Kollektion scheint der Designer sich gefunden zu haben
Fun Fact: Reed hatte bis zu seinem Studium am Central Saint Martins noch nie eine Nähmaschine benutzt. "Ich bin mit Rüschen und Drapierungen genauso zufrieden wie mit Klebeband. Aber ich werde immer meine Klebepistole benutzen, sogar für die Vogue", kokketierte er gegenüber The Guardian. Seiner Demi-Couture-Kollektion vom September 2021 gab er den Namen: Found. Die Namensgebung beschreibt den Gemütszustand, in dem sich der Designer bei der Entwicklung der Kollektion befand. Ein Zeichen, sich endlich zwischen all dem Trubel gefunden zu haben? Im The Serpentine Gallery Pavilion präsentierte er schließlich seine erste salonartige Show als performative Kunst, welche die entworfenen Kleidungsstücke - teils aus sündhaft teurem Stoff und teils aus Fundstücken aus Secondhand-Läden - eindrucksvoll zur Show stellte.
Die schöne Emma Watson trug bei der Verleihung des Earthshot Prize in London ein maßgeschneidertes Upcycling-Demi-Couture-Kleid aus seiner Found. Kollektion. Das Kleid wurde aus upgecycelter Brautmode von Oxfam hergestellt und mit der charakteristischen H-Hose von Harris Reed kombiniert. Doch Reed erkennt sich nicht nur als Designer, er modelt sogar teils seine Mode selbst, was für einen Designer sehr ungewöhnlich ist. Er arbeitet auch darüber hinaus als Model und ist neben Harry Styles in Guccis Kampagne des neuen geschlechterlosen Parfums „Memoire d'une Odeur“ zu sehen.
Zuletzt begeisterte er seine Anhänger:innen auf Instagram mit einem wunderschönen, geschlechterfluiden Brautkleid, dass er für die Influencerin Camille Charriére entwarf. Ein Traum aus upgecycelter, bestickter französische Couture-Spitze und fingerlosen Opernhandschuhen. Wir freuen uns jetzt schon auf weitere Kreationen geschlechterfluider Kleidung von Reed, um das Aufbrechen der limitierenden Unterteilung in Männer- und Frauenmode weiter zu verfolgen und anzufeuern.