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Fobe me a bag, please! Warum ein Startup aus Berlin Hype-Bags verleiht

Wie wäre es, wenn Sie Zugang zu einem virtuellen Kleiderschrank bekämen, voller It-Bags und Klassiker? Das Berliner Startup Fobe macht genau das möglich. Ihre Mission dahinter: Den Konsum von Luxushandtaschen nachhaltiger zu gestalten. Wir haben mit Co-Founderin Marlena Diez darüber gesprochen.
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„Wir erschaffen eine Community, die sich für Mode und Umwelt interessiert. Eine Gemeinschaft für Menschen, die es satt hat ihre Garderobe mit Dingen zu überladen, die sie nicht täglich nutzen und dem Abfall, den sie damit verursachen.“ Diese Zeilen liest man auf der Website von Fobe, einem Start Up aus Berlin, das Designerhandtaschen in Abo-Modellen vermietet. Das Konzept dahinter ist spannend, denn Ziel ist es nicht Konsum einzuschränken sondern ihn nachhaltiger zu gestalten. Im Interview verrät uns Co-Founderin Marlena Diez ihre Gedanken dazu.

 

Ihr Unternehmen verspricht „unbegrenzten Zugang zu den aktuellsten It-Bags“. Wie genau kann man sich das vorstellen?

Marlena Diez: Das „unbegrenzt“ bezieht sich darauf, dass wir zwischen den einzelnen Taschen keine Preisunterschiede machen, das heißt man zahlt im Unlimited Abo monatlich 119 Euro egal ob man sich eine Prada Nylon Chain Bag für 1550 Euro leiht oder eine Lady Dior für 4100 Euro. Wir wollen hier bewusst nicht so viel Komplexität hineinbringen, sondern nur dem Zugang zu unserem Sortiment ein Preisschild geben.

Laut meinen Recherchen ergibt sich der Name Fobe aus einer Abwandlung des Namens „Phoebe“, da Sie ein großer Fan von Designerin Phoebe Philo sind. Warum wurde es dann trotzdem Fobe und nicht „Phoebe“?

Marlena Diez: Ja das stimmt. In der Tat bin ich ein großer Fan von Phoebe Philo und bin auch schon sehr gespannt auf ihr neues Label. Tatsächlich wollte ich Fobe auch ursprünglich Phoebe nennen, jedoch ist der Name schon sehr weiblich und wir wollten etwas was auch Unisex funktioniert. So ist es dann Fobe geworden.

"Das Konzept von Eigentum hat nicht mehr zum Konsumverhalten gepasst."
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Fobe Co-Founderin Marlena Diez

Als Co-Founderin von Fobe waren Sie bereits mit 22 Jahren Einkäuferin bei Prada, Celine und Co. Was waren Ihre Learnings aus dieser Zeit in Bezug auf Luxusmode?

Marlena Diez: "Für mich war diese Welt der Luxusmode mit 22 Jahren noch ziemlich neu. Zwar hatte ich schon immer eine Riesenleidenschaft für Mode und auch die Brands waren mir geläufig, aber in der Tiefe hatte ich mich damit vorher noch nicht auseinandergesetzt. Als ich als Einkäuferin angefangen habe waren die Orderzeiten noch in irgendeiner Weise saisonal begrenzt und ich bin zwischendurch auch mal für zwei Monate am Stück zu Hause gewesen. Gegen Ende hingegen, haben die Designer so viele Kollektionen auf den Markt gebracht, dass ich eigentlich gar nicht mehr zu Hause war. Die Kunden wurden quasi überflutet mit neuen Trends und einer Riesenauswahl an It-Bags, die sie am liebsten alle hätten kaufen wollen. Jedoch sind hier auch Kunden mit einem großzügigen Shoppingbudget teilweise an ihre Grenzen gestoßen und konnten ihren Bedarf nicht wirklich stillen. Hier hat das Konzept von Eigentum nicht mehr zum Konsumverhalten gepasst."

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Eine der It-Bags zum mieten: Die Jodie Mini von Bottega Veneta (Fotos: Fobe)

Das Konzept, Designerhandtaschen zu mieten, geht in Richtung einer „Sharing Economy“, die wir beispielsweise bereits aus der Mobilität kennen. Die Vorteile davon, Dinge zu teilen, liegen auf der Hand: Weniger Ressourcenverbrauch, längere und häufige Nutzungsdauer und insgesamt ein nachhaltigerer Ansatz sind die positiven Aspekte dieser Entwicklung. Inwieweit spielte Nachhaltigkeit bei der Gründung von Fobe eine Rolle?

Marlena Diez: "Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, wir wollen durch unser Konzept jedoch Konsum weiter ermöglichen, statt ihn einzuschränken. Ich denke, dass man so einfach mehr Menschen dazu bewegt nachhaltiger zu konsumieren – indem man ihnen Alternativen anbietet, die sie nicht einschränken."

Man könnte meinen, Luxushäuser arbeiten hart daran, ihre Produkte durch häufige Preiserhöhungen auch wirklich exklusiv zu halten, damit sie sich eben nicht jeder kaufen kann. Sehen Sie sich mit Fobe als eine Art Gegenbewegung, um Luxus jedermann bzw. jederfrau zugänglich zu machen – unabhängig davon, ob man sich die Tasche zum Neupreis leisten könnte?

Marlena Diez: So sehen wir uns tatsächlich nicht, da auch unser Abo von 99 bis 119 Euro monatlich definitiv Luxus ist und auch nicht für jeden erschwinglich. Darauf achten wir auch sehr, dass unser Abo immer noch als Luxusprodukt wahrgenommen wird. Natürlich sind 99 bis 119 Euro erschwinglicher als eine Handtasche für 1500 Euro, dadurch erreichen wir auch definitiv eine jüngere Zielgruppe als die Luxusmarken und gewöhnen sie an ihre Produkte. Und wir sehen, dass die Marken in Bezug auf Nachhaltigkeit noch einiges umsetzen müssen. Hier sind Sharingmodelle eine ideale Lösung, um den Konsum nicht einzuschränken und trotzdem nachhaltiger zu gestalten. Wir denken hier auch klar an curriculare Produkte, die wir den Marken zum Recyceln zurücksenden können, nachdem sie bei uns zirkuliert sind.

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2022 im Kommen: Die Hourglass von Balenciaga

Welche sind aktuell die gefragtesten Handtaschen-Modelle bei Fobe?

Marlena Diez: "Aktuell sind am gefragtesten bei uns die Mini Jodie von Bottega Veneta und die Hourglass Top Handle von Balenciaga."

Kollektionen und Trends ändern sich mittlerweile oft rasend schnell – auch im Luxussegment. Heute in, morgen out. Gerade in Ihrem Geschäftsmodell muss man daher die neuesten Taschen-Trends immer im Blick und entsprechend die It-Pieces der Stunde schnell parat haben. Wie schafft man es, da immer am neuesten Stand zu bleiben und kommende Trends frühzeitig zu erkennen?

Marlena Diez: "Bei Kleidung würde ich Ihnen hier total recht geben, bei Taschen ist es zum Glück ein wenig langsamer, weswegen wir die Taschen auch lange genug zirkulieren lassen können, um den gewünschten Effekt der hohen Nutzung zu bekommen. Wir scouten aber natürlich regelmäßig den Markt und die Social Media Kanäle, um keine Trends zu verpassen. Die Schwierigkeit besteht dann eher darin, vorauszusagen ob es eine Tasche ist die sich zur It-Bag entwickelt oder wieder verpufft. Wir wollen unser Produkt aber vor allem für den Kunden entwickeln und erfragen hier auch oft Feedback, welche Taschen von ihnen gewünscht werden. Passt es dann in unser Sortiment, nehmen wir es auch gerne auf."

Wenn wir schon bei Trends sind, würde ich Sie um eine kurze Prognose bitten: Welche Modelle werden wir 2022 besonders häufig sehen?

Marlena Diez: "Balenciaga hat aktuelle eine immer größer werdende Nachfrage, auch im Sommer werden wir die Hourglass noch öfters sehen. Von Saint Laurent ist die Hobo Bag aktuell auch ein totales Must-Have."

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Hobo Bag von Saint Laurent

Vintage-Taschen aus den 90er- und 2000er-Jahren erleben ja gerade ihr Revival – man denke nur an die Fendi Baguette zum Beispiel. Ist das Vermieten von Preloved, aber gut erhaltenen, Taschen für Sie kein Thema?

Marlena Diez: "Aktuell eher nicht, wir finden das Sourcing auf dem Secondhand Markt sehr schwierig. Die Verfügbarkeit der Luxustaschen auf dem Secondhand Markt ist nicht so wahnsinnig groß. Hier bekommt man Modelle höchstens einmal und kann sie nicht in der Tiefe kaufen. Wir merken nämlich, dass Kunden in erster Linie auf ihre Wunschmodelle nicht lange warten wollen, weswegen Verfügbarkeit bei einem Sharingmodell ein großes Thema ist. Deswegen beziehen wir die Ware direkt vom Hersteller und haben von allem eine höhere Stückzahl im Sortiment."

Wie ist es mit Luxusmode? Könnten Sie sich auch vorstellen, diese in Zukunft zu verleihen oder liegt der Fokus aktuell rein auf Handtaschen?

Marlena Diez: "Aktuell liegt unser Fokus komplett auf Handtaschen. Hier braucht man keine unterschiedlichen Größen und kann die Ware so gut beschreiben, dass es auch keine Retouren gibt. Bei Kleidung ist Sharing einfach ein wenig komplexer, man baut hier wahnsinnig schnell einen großen Lagerbestand auf, weil man das Größenthema hat. Außerdem glauben wir, dass der Europäische Markt auch noch ein paar wenige Jahre braucht um hier genügend Akzeptanz zubekommen. Dass man Kleidung teilt, das ist ja schon in puncto Hygiene ein wenig anders als bei einer Handtasche. Ich denke das Thema kommt aber in jedem Fall auf uns zu und ich selbst wäre von einer Plattform, die das anbietet in jedem Fall Kunde."
 

"Wir haben uns auf die Labels fokussiert, bei denen sich das Investment nicht mehr so lohnt, da ihre Modelle schon einem gewissen Trendzyklus unterliegen ..."
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Handtasche Cleo von Prada

Designerhandtaschen gelten heute vielfach auch als kleines Investment. In Zeiten, in denen Chanel und Co. teilweise mehrmals pro Jahr ihre Preise erhöhen kann es daher lohnend sein, in den Kauf einer Tasche zu investieren, da die Chancen einer Wertsteigerung im Lauf der Zeit hoch sind. Ist es da nicht aus wirtschaftlicher Sicht schlauer zu kaufen, statt zu mieten?

Marlena Diez: Da gebe ich Ihnen Recht und das ist auch genau der Grund, warum man auf unserer Seite aktuell weder Chanel, Hermès noch Louis Vuitton findet. Diese Labels arbeiten nach wie vor noch mit Verknappung und die Taschen kann man über Generationen weitervererben. Das ist auch auf eine Art und Weise nachhaltig. Wir haben uns deshalb auf die Labels fokussiert, bei denen sich das Investment nicht mehr so lohnt, da ihre Modelle schon einem gewissen Trendzyklus unterliegen und nach wenigen Jahren wieder überholt von neuen Modellen sind.

 

Fotos: Fobe

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