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Musenkuss Lockdown - Kreativität trotz oder gerade besonders durch Corona?

Durch die Pandemie mussten wir uns in den vergangenen Monaten immer wieder auf veränderte Bedingungen einstellen. Aber was wurde aus unserer Kreativität im Lockdown?

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Bei dem ganzen Bananenbrot, online Yoga und DIY-Keramik, das man in den sozialen Medien so sieht, könnte man meinen, dass der Lockdown die Kreativität nur so befeuert.

Ein Blick auf die Nachrichten trübt das Bild hingegen recht schnell. Ein Großteil der Menschen, die von ihrer Kreativität leben, haben schließlich seit März 2020 ein quasi Berufsverbot. Aus vielen Lagern hört man, dass man sich in den letzten Monaten eben auf diesen Schaffungsprozess der Kunst konzentriere: im Studio neue Songs aufnahm, ein Buch schrieb oder malte. Doch passiert dieser Prozess mit der gleichen Kreativität wie noch vor der Pandemie? Braucht es für Kreativität nicht auch immer ihre Freiheit und die Interaktion mit anderen Menschen? 

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Dries Van Noten SS 21: fröhliche Farben und einfache Schnitte, manchmal kann man den Kurztrip auch einfach anziehen

In Krisenphasen wie der jetzigen spiele die Kreativität also eine ganz besondere Rolle. Die Psychologie definiert diesen ziemlich offenen Begriff, der nicht nur auf die Künste bezogen ist, sondern jeden Akt von „machen“ betrifft, als die Annahme, dass Kreativität etwas Neues mit einem gewissen Mehrwert entstehen lässt. Sie geht immer mit der Fähigkeit einher, neugierig zu sein und auf diese Neugier als ein stetiger Prozess einer schöpferischen Kraft zu reagieren.
Viele Menschen glauben, dass es lediglich den einen Moment der Eingebung gibt, den wir selbst nicht beeinflussen können. Doch tatsächlich können wir das - nämlich durch das, was wir Tage, Monate oder auch Jahre vorher erlebt haben. All unsere Erfahrungen prägen unseren kreativen Vorgang.

Und oft wird angenommen, dass Kreativität unendliche Freiräume braucht. Sie lebt aber auch sehr stark von Einschränkungen, weil wir uns dann etwas überlegen müssen, um eben diese Veränderungen zu bewältigen. Und das hat Corona deutlich gezeigt. Kreative Menschen haben sich in ihrer Isolation neue Inspirationsquellen suchen müssen und uns zumindest einfallsreicher gemacht. Manchmal hilft es bereits, in einer banalen Alltagssituation einen anderen Blickwinkel einzunehmen und so bereit zu sein den gewohnten Pfad zu verlassen. Durch das Reflektieren und Hinterfragen dieser stoßen wir daher auf neue Gedanken und erhalten wertvolle Impulse. 

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Fendi SS 21: Diese zarten Schattenspiele hat Silvia Venturini in ihrem Schlafzimmer im Lockdown fotografiert und die Muster auf weiche Seide und transparentes Leinen drucken lassen

Kreativität ist also kein Zufall. Kreativität kann zur Gewohnheit werden, das ist eine reine Übungssache.

Die wenigsten schöpfen ihr volles kreatives Potenzial aus, doch das lässt sich ändern, indem man sich mit neuen Themen, der Inspiration, befasst und daraus einen ganz eigenen kreativen Ansporn zieht, um so diesen Perspektivwechsel anzukurbeln. 

Die Herbst-Winter Kollektionen, die im Lockdown entworfen wurden, hatten alle mindestens eine Gemeinsamkeit: Ihre Modedesigner ließen sich zwangsläufig auf lokale Inspirationen ein und fanden neue Freude daran das taktile Vergnügen von Materialien und Handwerk wieder vermehrt aufleben zu lassen.
Ihre Gedanken reisten dabei nicht allzu weit und sie ließen sich so von ihrer heimischen Umgebung wie idyllischen Gärten und malerischen Landschaften inspirieren (Burberry, Valentino …).  Andere haben ihre Inspiration durch jenen kreativen Perspektivwechsel in ihren Sehnsüchten während des Lockdowns gefunden (Erdem, Dries Van Noten, MM6 Maison Margiela …).

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Valentino SS 21: Als eine Sehnsucht nach frischem Grün hat Pierpaolo Piccioli für Valentino einen berührenden Kontrast aus urbanem Setting und Paradiesgarten geschaffen

Beim Erforschen unserer eigenen Kreativität sei aber auch sehr wichtig, sich dabei nicht unter Druck zu setzen. Denn dann würde genau das Gegenteil herauskommen. Nur, weil gerade scheinbar alle um uns herum im Lockdown kreativ sein wollen, müsse man das nicht auch tun, wenn es noch mehr Belastung bedeute.

Sogenannte “Inkubatiosnzeiten” sollen der Schlüssel zur Kreativität sein: Das heißt sich zunächst intensiv mit einer Aufgabe befassen, dann eine Pause einlegen und anderen Aktivitäten nachgehen, die ablenken. Während dieser Zeit, das können Stunden, Tage oder auch Wochen sein, arbeitet das Problem im Kopf nämlich weiter. Und die Erfahrungen, die wir in der Zwischenzeit machen, beeinflussen dann unsere Ideenfindung.

Spontane Einfälle, die uns zwischendurch beehren, sollten wir dann in einem Notizbuch festhalten, um auf diese zurückzugreifen, wenn man völlig uninspiriert ist. Kreativitätskiller Nummer eins ist dabei eine vorschnelle Bewertung nach der wirklichen Umsetzbarkeit der Idee. Ein kreativer Prozess ist immer mit Fehlern verbunden. Denn nur so kann man wachsen. Umso wichtiger ist es die Ideenfindung und die Beurteilung voneinander zu trennen.

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Dolce & Gabbana SS 21: Das italienische Design-Duo fand im Lockdown keine naheliegendere Inspiationsquelle als ihre Heimatinsel Sizilien

Kreativität sollte nicht nur der Problemlösung dienen, sondern auch einfach ganz unbeschwert neue Denkansätze bringen und schließlich Spaß machen.
Ein Beispiel ist der große Fortschritt bei der Digitalisierung. In Firmen, in denen Homeoffice nie vorstellbar war, ist das Arbeiten von zu Hause nun völlig normal. Nun werden sogar auch schon private Zusammenkünfte darüber standgehalten. 

Wir wurden aus unserer Komfortzone gelockt. Aber die muss man nun mal genauso verlassen und über den Tellerrand blicken, um neue Wege gehen zu können und Innovationen entstehen zu lassen. Dennoch hoffen wir natürlich, dass die Krise bald überstanden ist.

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