Her Dior: Couture trifft Feminismus
Es gibt sie auch heute noch: Momente, die (Mode-) Geschichte schreiben. Ein ganz besonderer steht am Anfang des neuen Bildbandes „Her Dior: Maria Grazia Chiuri’s New Voice“. Besser gesagt ziert er das Cover des rund 240 Seiten starken Buches von Dior: Es handelt sich um das ikonische T-Shirt aus der ersten Kollektion von Designerin Maria Grazia Chiuri, das man bei ihrer ersten Show an der kreativen Spitze des französischen Luxushauses über den Laufsteg schickte. „We Should All Be Feminists“ prangt dabei in großen Buchstaben auf dem sonst so simpel gehaltenen Entwurf. Eine klare und sogar im Jahr 2016 noch mutige Botschaft, die seither Chiuris Schaffen bestimmt und die unvergleichliche Ästhetik von Dior prägt.
Momentaufnahmen:
Mode und Frauenrechte – das ist fürwahr nicht immer eine Liebesgeschichte. Nicht nur historische Schauermärchen wie die Er!ndung des Korsetts, sondern auch die unrühmlichen Kapitel, die jüngst durch die #Metoo-Bewegung ans Tageslicht gefördert wurden, geben Anlass zur Reflektion über die Branche, die bislang mehrheitlich von männlichen Designern geprägt wurde. Aber wie jeder Kunstform, zu deren angewandten Zweigen man die Mode zählen darf, hat Sozialkritisches ebenfalls seinen Platz, und so verschmelzen dank Pionierinnen wie Maria Grazia Chiuri nunmehr auch die bisherigen Gegenpole. Dabei kämpft sie längst nicht mehr alleine – an ihrer Seite sind nicht nur zahlreiche Designerinnen, sondern auch eine ganze Reihe an Fotografinnen und Models. Etliche von ihnen – man ahnt es – brachten dabei ihr Talent in den vergangenen Jahren auch für Dior zum Einsatz. Ihr Engagement soll in dem jüngsten Bildband des Hauses bedacht werden. Stolze 160 Arbeiten umfasst das Buch aus dem Verlag Rizzoli, das künstlerische Dialoge zwischen Chiuri und 33 Fotogra!nnen wie Brigitte Niedermair, Sarah Moon, Lean Lui oder Janette Beckman beinhaltet.
Vielseitige Blickwinkel:
Die Werke sind dabei so unterschiedlich wie die Frauen vor beziehungsweise hinter der Kamera: von melancholischen Schwarz-Weiß-Fotografien bis hin zu fantastisch inszenierten Bildkompositionen, die mit Abstraktion spielen, „von denen jede eine einzigartige Reflexion einer Interpretation des Weiblichen im Plural darstellt“, wie es von Seiten Diors heißt. Ins Auge stechen dabei auch die modischen Kreationen der vergangenen Saisonen, sowohl Haute- Couture-Entwürfe als auch Auszüge der Ready-to-wear fnden ihren Platz.
Denn Feminismus dieser Tage bedeutet in der Mode eben auch Entwürfe von modernen Frauen für ihre Zeitgenossinnen – und dies impliziert dabei auch Themenkomplexe wie Diversität und Body Positivity. Maria Grazia Chiuri ist dabei die Stimme einer neuen Generation, die Geschichte schreibt.
Fortsetzung? Die folgt bestimmt – spätestens in der nächsten Saison.