Florentina Leitner: Ein Name, den Sie in Ihrem Fashion Book notieren sollten
Wie kann man die Mode des Jahres 2020 beschreiben?
Es war ein interessantes Jahr, niemand hat das vorausgesehen, und die Kollektionen, die in den Geschäften waren, spiegelten nicht alle die Bedürfnisse der Menschen während der Pandemie wider. Viele Marken versuchten, ihr Arbeitssystem zu ändern und begannen, nachhaltigere, abgemilderte und reinere Kollektionen zu schaffen. Ich interessiere mich vor allem dafür, was nach der Pandemie geschieht und ob sich diese Gedanken in die kommenden Jahrhunderte übertragen werden, oder ob wir nach diesen schwierigen Zeiten ein Jahr des Überflusses erleben werden.
Sie wohnen zwischen drei Städten: Wien, Antwerpen oder London - welche Ästhetik liegt näher an Ihnen?
Ich habe gerade mein Studium an der Königlichen Akademie der schönen Künste in Antwerpen abgeschlossen, und jetzt bin ich immer noch hier. Aber da ich ursprünglich aus Österreich komme, bin ich oft dort und würde es als meine Heimat betrachten. London ist die Stadt, in der meine PR-Agentur ihren Sitz hat, und das ist vor allem der Grund, warum die meisten meiner Shootings und Kollektionen dort sind. Ich besuche London auch von Zeit zu Zeit wegen der Projekte und um meine Kleidung zu präsentieren. Ich würde sagen, dass ich aus ästhetischer Sicht eine Mischung aller Orte habe, an denen ich gelebt und die ich besucht habe.
Wie würden Sie die österreichische Mode beschreiben? Und in welche Richtung glauben Sie, geht sie?
Ich denke, die Szene wächst in eine bessere Dimension: einige sehr talentierte Marken haben ihren Sitz in Österreich. Außerdem unterstützt Österreich neue Modetalente sehr intensiv, wofür ich auch sehr dankbar bin.
Reflektiert Ihr eigener Stil die Kleidung, die Sie entwerfen?
Ich würde sagen, mein Stil ist recht eklektisch, aber manchmal fühle ich mich mädchenhafter und trage gerne meine eigene Kleidung, und an anderen Tagen habe ich eher Lust, etwas Geradlinigeres und Dunkleres anzuziehen. Bei meiner letzten Kollektion habe ich versucht, mehr dunkle und mystische Teile in die Entwürfe zu integrieren.
Ausgehend von Ihren Erfahrungen, wie viele Modedesigner tragen eigentlich ihre eigene Kleidung?
Ich denke, es ist wichtig, wenn die Designer die Kleidung, die sie machen, tragen und mögen. Schließlich wollen wir, dass andere Leute sie auch tragen. Und wer kann das besser präsentieren als die Person hinter der Marke?
Was war Ihr Moodboard für diese Saison?
Vertigo!
Wegen der Pandemie wurden die Materialquellen reduziert, haben Sie in Ihren letzten Ideen einige neue Techniken ausprobiert?
Ich habe versucht, alte Dinge und Materialien so viel wie möglich zu recyceln.
Und glauben Sie, dass nach den letzten Gelegenheiten die Online-Mode/Styling die Oberhand nehmen wird?
Online oder offline, Mode ist dafür gemacht, dass man sie trägt. Online-Plattformen sind großartig, um Werbung zu machen, aber letztendlich würde ich mir wünschen, dass die Leute meine Kleidung auch im realen Leben tragen.
Was ist für Sie wichtig, wenn Sie ein Lookbook für Ihre Kollektion kreieren? Wie sehen Sie die Person, die Ihre Vision repräsentieren kann?
Am Ende der Kollektion haben mein Freund Marnik Boekaerts (der ein toller Fotograf ist und zusammen mit mir meine letzten Lookbooks fotografiert hat) und ich versucht, etwas Magie zu schaffen. Wir erarbeiten immer wieder passende Konzepte für das Shooting und suchen auch neue und anregende Gesichter.
Und ganz allgemein: Was macht Mode für die Menschen bedeutsam?
Wenn die Mode mit Emotionen verbunden werden kann. Wenn sie glücklich macht, wenn man sie trägt.
Erzählen Sie uns von Ihrem Studium in Antwerpen. Welche Einflüsse hat es auf Ihre Vision?
Ich habe meine Zeit in Antwerpen wirklich genossen. Ich habe während meines Studiums hier erstaunliche Menschen kennen gelernt. Aber jetzt bin ich bereit für ein neues Kapitel.
Heutzutage ist der Markt voll von frisch graduierten Modedesignern. Was hilft Ihnen, sich auf Linie zu halten und immer mehr Highlight-Teile zu kreieren?
Ich glaube an mich selbst und tue, was ich liebe.
Welche modernen jungen Designer bewundern Sie?
Von den aufstrebenden Marken gefällt mir die in Antwerpen ansässige Marke Bernadette.
Wie wichtig ist heutzutage das soziale Netzwerk, wenn man seinen Weg in der Modeindustrie beginnt?
Soziale Medien können Ihnen bei der visuellen Repräsentation sehr helfen. Heute kann man sogar Teile über Instagram verkaufen. Und ich denke, besonders für jüngere Marken ist dies eine gute Plattform, um anzufangen. Ich habe über Instagram auch meine wichtigsten Kunden kennengelernt.
Was ist die eine Sache, die Sie in der Modeindustrie verändern würden?
Weniger Kollektion zu machen: sich auf zwei Saisons pro Jahr zu konzentrieren, was mit weniger Produktion und besserer Qualität enden würde. Ich hoffe...
Stimmen Sie eher der Aussage zu, dass Mode eine Darstellung des aktuellen Weltgeschehens oder eine Flucht davor ist?
Eine Mischung aus beidem.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich werde meine Marke lancieren und sehen, was die Zukunft als Nächstes bringen wird.