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"Kitz" auf Netflix: Kurzweilige Seifenoper im "Aspen der Alpen"

Seit 30.12. gibt es die deutsch-österreichische Serie "Kitz" auf Netflix zu sehen. Dreh- und Angelpunkt der sechs Episoden ist der Tiroler Nobelort Kitzbühel - oder wie es in der Serie heißt: "Das Aspen der Alpen". Eine High Class-Inszenierung mit reichlich Intrigen und Drama scheint der Anspruch der Produzenten.
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Spoiler-Alert: Achtung, dieser Artikel kann die Handlung der 1. Staffel von "Kitz" vorwegnehmen.

"Kitz" erzählt eine Geschichte vom Spannungsfeld sozialer Ungleichheit inmitten der wunderschönen Tiroler Alpen. Da hätten wir Vanessa, ihren Boyfriend Dominik, ihre beste Freundin Pippa sowie Kosh.

Allesamt Kinder von (anonymen) Superreichen, die jedes Jahr in Kitzbühel wilde Parties feiern. Dem gegenüber stehen die Einheimischen, allen voran die 19-jährige Lisi. Ihr Bruder ist in der Silvesternacht des Vorjahres bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die Schuld an seinem Tod sucht Lisi bei Vanessa (genannt Nessa) - ihres Zeichens Model und Influencerin. Denn Nessa hatte ein Techtelmechtel mit Lisis Bruder Joseph und ihn in der Unglücksnacht gebeten, zu ihr zu kommen. Grund genug für Lisi, gemeinsam mit ihrem Freund Hans, einen Racheplan zu schmieden. Geschickt manövriert sie sich in Vanessas "inner circle" und infiltriert ihre ohnehin schon oberflächlichen Beziehungen. Doch Lisis Racheakt bleibt nicht ohne Konsequenzen: Durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse gerät ihr Plan zunehmend aus den Fugen und erreicht zum Ende der Serie einen tragischen Höhepunkt.

"Kitz" und das Narrativ der bösen, reichen Elite

Apropos Konsequenzen: Genau darum ging es Lisi als sie ihren perfiden Plan schmiedete. "Ich wollte ihr zeigen, dass auch ihre Handlungen Konsequenzen haben", hört man sie bereits im Trailer sagen. Die Serie bedient sich des altbekannten Narrativs der bösen, reichen Elite. Vanessa und ihre Freunde werden als wohlstandsverwahrloste rich kids moralbefreit dargestellt. Wo es an Charakter mangelt, wird mit Geld nachgeholfen. Naturgemäß stehen den Bösewichten die Helden, die für Gerechtigkeit einstehen, gegenüber. Die Guten in dieser Geschichte sind in dem Fall Einheimische, die fernab des Jet Set Lifestyles leben. Ebenfalls reichlich klischeebehaftet und teilweise fast schon primitiv dargestellt. 

Gegen Ende der Handlung - und das muss man der Serie zu Gute halten - beginnt sich das Blatt allerdings zu wenden. Plötzlich ist etwas ganz Furchtbares geschehen und statt sich einzugestehen, dass sie zu weit gegangen ist und zu ihren Missetaten steht, handelt Lisi selbst unmoralisch und versucht das Geschehene mit allen Mitteln zu verschleiern. Die Dreistigkeit mit der sie diese Wende vollzieht und versucht, ihre eigene Haut zu retten, schnürt einem schon beim bloßen Zusehen die Kehle zu. Im Zuge eben dieser Wende sind auch plötzlich die Reichen nicht mehr die Bösen, sondern auch nur Menschen mit Gefühlen wie Sie und ich. Zudem wird angedeutet, dass am Ende nicht alles so ist wie es scheint und nicht Vanessa es war, die Joseph am Silvesterabend zu sich gelockt hat.

 

 

Netflix übt mit "Kitz" die Seifenoper in den Alpen

Was vom Ende dieser ersten Staffel bleibt, ist schließlich die Gewissheit, dass die meisten Menschen sich selbst am nächsten sind. Diese wenig ruhmreiche Eigenschaft ist wiederum ganz und gar von der sozialen Schicht oder dem Kontostand losgelöst. 

Auch die Tatsache, dass Lisi abseits ihres Racheplans die Chance ergreift und ein von ihr designtes Kleid im Zuge einer Fashion Show von Dominiks einflussreicher Mutter präsentieren lässt, zeugt von einer gewissen Doppelmoral. Verhasst sind die Reichen zwar, aber mitnaschen möchte man dann doch wenn sich die Gelegenheit schon mal bietet.

Letztlich ist "Kitz" eine Serie, die zwar im Ansatz spannende Themen wie soziale Ungerechtigkeit, fehlende Moral sowie die Verarbeitung von Schicksalsschlägen behandelt, aber in ihrer Essenz dann doch mehr an eine Seifenoper mit reichlich Klischees erinnert. Glamourös, sexy und jung sollte dieses "Revenge" der Alpen werden. Doch letztlich ist das gezielt inszenierte Hochglanz-Image zu sehr gewollt und das merkt auch der Zuschauer.

Nichtsdestotrotz ist "Kitz" eine durchaus kurzweilige und sehenswerte Serie, deren zweite Staffel - sofern es eine geben wird - mit Spannung erwartet werden darf.

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