Berit Gilma in ihrem 5. Element und bei den Grammy's 2023
"You need 10 years to be an overnight success", ist ein altbekanntes Sprichwort, das auf Berit Gilma mehr als nur zutrifft. Die Österreicherin war bei den heurigen Grammy's für "Best Art Direction" für das Box-Set von Danny Elfman's 'Big Mess'.nominiert.
Berit Gilma, gebürtige Grazerin, begann mit 21 ihre Wanderjahre und zu studieren (erst in Berlin, anschließend in L.A.). Sie arbeitete für den chinesischen Star-Künstler Aiweiwei, später für Musik-Legende Danny Elfman und baute die Kunst-Depadance des ELEVATE Festivals auf, dessen Kuratorin sie bis heute ist.
Gilma ist mit 33 auf jeden Fall dort, wo andere erst Jahrzehnte später karrieretechnisch landen: Auf dem Red Carpet der Grammy's. Und genau dort, nahm "die Welt" von ihr im wirklich großen Format Notiz.
Doch wie kam es dazu?
Berit Gilma, die als Creative bzw. Art Director drei Jahre lang am kreativen Ruder saß, gestaltete das Box-Set für Danny Elfman, der in den USA durch seine Stimme des Jack Skellington für den Tim Burton Klassiker "The Nightmare Before Christmas" (1993) zur Ikone wurde, ist seit Jahrzehnten in den Gefilden Hollywoods - insbesondere den musikalischen - sehr erfolgreich unterwegs. Doch nicht nur das. Erst nach dem Ende der Corona-Pandemie spielte er vor der ausverkauften Hollywood Bowl (40.000 Menschen) und begeisterte.
Hier wechseln wir zu Berit Gilma, die hier ebenfalls nicht ganz unbeteiligt am letzten Erfolg des Musikers ist, denn in den letzten Jahren übernahm sie nicht nur die Art Direction, sondern baute eine Marke rund um Elfman auf, das durch ein Box-Set seines letzten Albums "Big Mess" gekrönt wurde, das schlußendlich Gilma die Grammy-Nominierung für "Best Art Direction" einbrachte. Mit einer eigenen Skulptur, vier Vinyls, einer Skulptur sowie
Erklären Sie uns bitte, wie es zu der Zusammenarbeit mit Danny Elfman gekommen ist?
Berit Gilma: "Zu allererst: Er ist mein Boss. Und hier in L.A. richtig Kult. Seit Jahrzehnten ist er in der Filmbranche und arbeitet oft an verschiedenen Filmen parallel. Doch seine eigene Musik hat er lange nicht mehr geschrieben. Erst jetzt, nach 37 Jahren, kam es wieder dazu. Ich habe Danny während meines Masters an der UCLA kennen gelernt. Danny ist ein richtiger Charakter. Er hat hier ein riesengroßes Warehouse, in dem er skurrile und außergewöhnliche Dinge sammelt. Darüber haben wir uns connected. Als Corona kam, konnten wir uns nur digital treffen, aber Danny hat zu dieser Zeit auch begonnen wieder Musik zu schreiben und mir seine Musik geschickt. Ich habe ihm meine Gedanken dazu gefeedbackt und ihm Musik geschickt, die mir wiederum gefällt. Und es ist dann dazu gekommn, dass wir Ende des Sommers ein Musiklabel hatten. Ich wurde zu seiner Kreativdirektorin. Aber damit ging es erst richtig los. Denn das Label hat gesagt, wir müssen Musikvideos produzieren. Gesagt, getan. Insgesamt habe ich dann in Kürze 13 Musikvideos produziert, in zwei davon mitgespielt und co-directed. Darin haben wir mit CGI und 3D-Drucken gearbeitet. Die Grafik am Remix-Record habe ich co-kuratiert mit Iggy Pop oder Blixa Bargeld. In diesem Box-Set war auch eine Skulptur drinnen
Wie baut man die Brand für eine Person auf, die schon jahrelang am Musikmarkt so präsent ist?
Berit Gilma: "Ich habe eine Vision für Danny und ihn zu zeitgenössischer Kunst inspiriert. Dazu habe ich auch das Merchandise Department gegründet, etc. Also ich war dann praktisch ein One-Woman-Art-Department [lacht]. Es war verrückt! Ich bin in L.A. komplett quer eingestiegen und habe wie eine Wahnsinnige drei Jahre lang gearbeitet habe, nebenher habe ich ja auch noch studiert. Und dann wurde ich eben für das Box-Set nominiert, das ich für Danny gestaltet habe. Am Anfang konnte ich es gar nicht glauben. Erst als mir das Label den Screenshot der Nominierungen von der New York Times geschickt hat."
Sie waren die Favoritin in Ihrer Kategorie, haben aber dann doch nicht gewonnen. Wie war dieser Moment für Sie?
Berit Gilma: "Es haben mir alle gesagt, dass ich gewinnen werde. Anfangs war ich skeptisch, dann habe ich mir gedacht 'Ok, ich hab doch einen Shot hier, das kann was werden.' Die Kategorie gibt es seit 1994 und seit damals hat nur eine Frau gewonnen, Frauen sind selten überhaupt nominiert. Das heißt, ich wäre erst die zweite Siegerin dieser Kategorie gewesen. Ich wollte wirklich diesen feministischen Moment haben für 'More Women in the music industry, please', denn bis heute verhindert die DNA der Musikindustrie vieles. Als ich nicht gewonnen habe, war schon sehr enttäuscht, denn die Geschichte, dass Danny Elfman einer jungen Frau seine Vision anvertraut und diese mit neuen Technologien aufbaut, ist in dieser Form etwas einzigartiges."
"Ich wollte wirklich diesen feministischen Moment haben für 'More Women in the music industry, please', denn bis heute verhindert die DNA der Musikindustrie vieles."
Trotz der Enttäuschung, kam dann der unglaublich Response auf Ihr Outfit. Am nächsten Tag waren Sie überall zu sehen!
Berit Gilma: "Obwohl ich überhaupt nicht mich in dieser Form mit Mode auseinandersetze, habe ich mich sehr gestresst, denn die ganzen Superstars sind dort und es geht nur darum 'Wer tragt wen oder am Red Carpet?'. Ich habe mein bestes gegeben und habe eine Stylistin engagiert. Wir sind zwei Wochen lang in Showrooms gefahren. Die Designer, die mich interessiert haben, waren Vintage-Pieces von Thierry Mugler und Harris Reed. Dieser ist aber leider schon mit Shania Twain verpflichtet gewesen."
Das klingt nicht gerade einfach!
Berit Gilma: "Ich muss dazu sagen, dass ich eine sehr visuelle Person und picky bin. Ich mag Reeds Glamrock Touch und Mugler hatte diesen kantigen, eleganten Look. Aber ja, ich habe mir dann von Gucci, Chanel & Co. die Kollektionen angesehen und habe nichts gefunden, das mich inspiriert. Ich bin immer frustrierter geworden, denn in den Showrooms in L.A. verlangt man oft an die 1.000 Dollar, um sich ein bestimmtes Kleid überhaupt ausborgen zu dürfen. Ich wurde immer gestresster, weil ich nichts gefunden habe, was meinen Vorstellungen entspricht."
Wie kam es dann zu Ihrem "internet breaking" Look am Red Carpet der Grammy's?
Berit Gilma: "Eigentlich in letzter Minute. Es war eine Woche vor den Grammy's, meine Stylistin ist nach Paris geflogen und ich hatte immer noch kein Outfit. Ich wusste nur, dass ich meine Haare orange und sleek tragen und meine Augenbrauen bleachen würde. Schon dadurch hatte ich den Look von einem Alien. Und dann viel noch einmal der Blick auf mein Moodboard. Dort hatte ich Leeloo [gespielt von Milla Jovovich, Anm.] aus 'Das 5. Element' gepinnt. Zum einen, weil ich das Orange und Weiß in diesem Outfit cool finde, zum anderen mag ich klare Linien und diesen gewissen Brutalismus-Look. Den Mode-Moment aus dem Film fand ich schon immr toll. Dieses avantgardistisch, futuristische, das Jean-Paul Gaultier als Film-Ausstatter eingebracht hat.
She has been one of the fashion sensations of the Grammy's 2023. However, the Leeloo outfit was not copied, but rather a very own one was created ...
Berit Gilma: "Yes, because the other big reference was glam rock and it was my idea of a jumpsuit and to combine it with the 'strappy look' of the 5th element. Also, one of my biggest ideol, David Bowie, should be quoted as well. So I did a sketch and my stylist got me in touch with a tailor. We decided on a bone-coloured faux leather and that's how the costume came together step by step. At the fitting I didn't want the underboob because I didn't want to be too sexy, but my stylist and the seamstress convinced me. We still created cuffs with it and combined the platform shoes."
So what was it like on the Grammy Carpet?
Berit Gilma: "At the Red Carpet I noticed that people were already reacting very well during the interviews. My companion, Alligator, was also similarly dressed. Of course, that attracts attention. Three people in front of me was DojaCat and then it was my turn. 50 photographers call your name for a minute - that's the whole spectacle. After the awards, friends sent me links on the way home, telling me where I had been featured. And it went on like that for the next few days! I was in ABC Australia, Cosmopolitan, ranked in the '10 Best Dressed' by the L.A. Times, Highsnobiety had me in the top 3 ... "
But couldn't it also be because many people in this hyper-optimised entertainment bubble long for authentic people?
Berit Gilma: "That may be so. I was simply myself. But that this happens and that I get this attention for the outfit - I never expected that. I have to say that it was punk by the standards that this business imposes on you. I didn't and don't have a lobby or PR agency and I managed to do that even though others spend a lot more money on these gigs - it's crazy."
What's next on the agenda?
Berit Gilma: "I'm going to fly home to my mum in Graz to the water plant nursery after the 3 exhausting years and relax in the garden, watch the toads walking, hopefully lie in the sun and eat wild garlic."
Photos: Robert Kerian