New York Fashion Week: Die Trends der Herbst/Winter 2021 Kollektionen
Es war eine New York Fashion Week wie sonst keine andere. Mit nur ein paar vereinzelten Shows in Pandemie bedingter online-Audienz und digitalen Events samt trockener Herausgabe der digitalen Herbst-Winter 2021 Lookbooks beschlossen viele große Namen der Stadt, darunter Marc Jacobs und Michael Kors, diese Saison vor Ort auszusetzen.
Die New York Fashion Week war einst eine der Hauptbühnen für amerikanische Modedesigner. Doch seit einigen Jahren löst sich auch dieses Modell vermehrt auf, indem etliche Designer beschließen, anderenorts oder außerhalb der offiziellen Show-Termine ihre neuen Entwürfe zu zeigen. Die Umzüge nach Europa haben meist mit strategischen Entscheidungen besonders in der Zeit von globaler Neuausrichtung und Produktionsengpässen zu tun.
Die Coronavirus-Pandemie hat diese Bewegung jetzt nur noch verstärkt: Reiseverbote und andere logistische und sicherheitstechnische Herausforderungen im Zusammenhang mit Großveranstaltungen lassen das Modell einer klassischen Modewoche nun zittern.
Daraufhin teilte Tom Ford als der Vorsitzende des Council of Fashion Designers of America mit, dass der Kalender der New York Fashion Week in “The American Collections Calendar” umbenannt wird und nun einen weitaus größeren Zeitraum als bisher bespielt.
Viele Designer entscheiden sich auch hier für Kurzfilme und Lookbooks oder andere kreative Präsentationen anstelle von Live-Shows.
Zwar fehlt dem digitalen Ansatz, die Fashion Weeks auf diese Weise dennoch stattfinden zu lassen, die Emotionalität und vor allem das Abenteuer, das einen vor Ort kaum zur Ruhe bringen ließe, spiegelt aber gerade deshalb die augenblickliche Situation kaum besser als jedes andere alternative Konzept wider.
Trotz des allseits verbreitetem Corona Blues konnten die Designer, die ihre Herbstkollektionen im Rahmen der New York Fashion Week veröffentlichten, für Optimismus auf dem Laufsteg sorgen, indem sie auf galante Designs und nostalgische Club-Wear zurückgriffen, um den aktuell sehr geläufigen Hausanzug zumindest temporär aus unseren Sphären zu verbannen.
Das Lebenselexier New Yorks sind die Kontraste: Chinatown neben Manhatten, eiskalte Winter und heiße Sommer, Klassiker und Trends und hell-dunkel. So manisfestieren sich die New Yorker Designer auf lokale Inspirationen und erleben die Freude an ungewöhnlichen Material- und Mustermixen wieder ganz neu.
Das Pantene Color Institute veröffentlichte zur New York Fashion Week seinen Forecast der Farbtrends und lässt uns auf Kollektionen in einer Farbpalette aus Mykonos Blue (tiefes Blau), Illuminating (strahlendes Gelb), Leprechaun (saftiges Grün), Fuchsia Fedora (knalliges pink) und Pale Rosette (sanftes altrosa) als führende fünf Farben blicken.
Jonathan Simkhai:
Auch der Modedesigner Jonathan Simkhai lässt sich von der Schönheit haptisch lebhafter Stoffe inspirieren. So spielt er mit taktilen Kontrasten aus weichen Baumwollstoffen und veganem Leder. Der Kontrast zwischen hart und weich wird durch eine Kooperation mit dem in Brooklyn ansässigen zeitgenössischen Schmucklabel “Third Crown” bestärkt. Herzstück dieses Zusammenspiels ist ein aufwendig drapiertes Strickleid, das in einem kreisförmigen Cut-out von einer goldenen “Third Crown” Kette zusammengehalten wird. Diese Synthese wird durch Fransen und gestickte Macramé-Ornamente weitergeführt.
Jason Wu:
Der Taiwanesisch-Kanadische Designer eröffnete die New York Fashion Week und schwelgte in Erinnerungen. Für seine Herbst-Winter 2021 Kollektion blickte er nostalgisch an seine Kindheit in Kanada zurück und widmete die Designs als eine Ode an Coca Cola. Die ikonischen Colaflaschen und das unverkennbare Markenlogo ließ Jason Wu abstrahiert in seine Prints auf Seidenkleidern, Schals oder Blusen in verschiedenen Farben einfließen. Der Designer hat dafür eng mit dem US-Unternehmen zusammengearbeitet und hatte Zugriff auf das Coca Cola-Archiv der vergangenen Jahrzehnte.
Libertine:
Zum 20-jährigen Jubiläum des Modehauses hat sich Modedesigner Johnson Hartig in den Designarchiven der Marke wiedergefunden und von den Highlights der vergangenen Saisons inspirieren lassen. Es gab Anspielungen auf frühere Prints und bereits verwendete Stoffe, die er in Patchworks neu aufleben ließ. Einige Teile wurden auch einfach nur aufgearbeitet und dem aktuellen Zeitgeist angepasst.
Johnson Hartig sammelte über die Jahre bis zum Jubiläum auch all die verschiedenen Etiketten, die im Laufe der Zeit verwendet wurden, und ließ auch sie in der Herbst-Winter 2021 Kollektion als asymmetrische Fransen über Drucken in neuem Glanz erstrahlen. Langjähriges Kernthema seiner Entwürfe sind auch diese Saison poetische Werke der Romantik.
Marcell von Berlin:
Der Berliner Designer Marcell Pustul feierte mit seinem Label “Marcell von Berlin” sein New York Fashion Week Debüt. Mit dem Herbst-Winter 2021 Lookbook, das er gemeinsam mit Lady Gagas Stylisten Nicola Formichetti erarbeitet hat, drückt er puren Optimismus gegenüber unserer neuen Normalität aus. Er möchte damit zeigen, dass die Mode auch in dieser aktuell eher ungewissen Welt stark bleibt und den Glauben an die Rückkehr einer hoffnungsvollen Welt mit neuen Perspektiven nicht verliert. In der Kollektion treffen laute Farben auf elegante Kleider mit Discodetails.
Christian Cowan:
Der britische Designer präsentierte die neue Kollektion in einem quietschbunten Fashion Film und hinterfragte dabei mit einem für das Modehaus typische Augenzwinkern die Authentizität von Mode und ihren Träger*innen. Auch wenn Pailletten und Swarovski im Moment nicht gerade unser daily Look sind, bleibt sich Christian Cowan mit schillernden Materialien und lauten Farben treu und entwirft Ausgehkleider für zu Hause und lässt uns so nach einer besonders glänzenden Zeit nach dem Corona-Lockdown sehnen.
Prabal Gurung:
Die neue Kollektion von Modedesigner Prabal Gurung ist ein freudiger Mix aus rosa, rot und konträren Polkadots. Die Inspiration lässt auch ihn in der Vergangenheit schwelgen und erinnert an die New Yorker Voguing-Tänzer und Drag Queens der 80er Jahre. Es ist die Lebensfreude und Hoffnung, die ihn daran inspiriert. Sie sein der Grund weshalb er vor 20 Jahren nach New York gekommen ist. Genau diese Lebensfreude möchte er jetzt mit dieser Kollektion verbreiten.
LaQuan Smith:
Die Inspiration des irischen Modedesigners war die Autokultur in den 70er Jahren.
Insbesondere die Amerikanische Besessenheit von pastellfarbenen Cadillacs sind die Inspiration zur Farbgebung seiner Herbst-Winter 2021 Kollektion. Hochglänzende Catsuits und Bustierkleider strahlen dabei mit den Oldtimern um die Wette.
Collina Strada:
Modedesignerin Hillary Taymour arbeitete zur Präsentation ihrer Herbst-Winter 2021 Kollektion für Collina Strada mit dem Illustrator David Burroughs zusammen und verwandelte ihre Models mittels kurzer Gifs in Tiere. Dies ist nicht nur purer Spaß an der Freude, sondern auch ein Hinweis auf ihren nachhaltigen Unternehmensansatz.
Ihre Kollektionen werden aus recycelten Materialien und Stoffresten aus vorhergehenden Saisons hergestellt.
Proenza Schouler:
Als heimlicher Star der Show feierte Ella Emhoff als Stieftochter der in Amerika erst neugewählten Vice-Präsidentin Kamala Harris ihr NYFW Debüt. Modedesigner Lazaro Hernandez erklärte das Model zur Kollektionsmuse und betonte den Beginn eines ganz neuen Kapitels in der amerikanischen Geschichte. Ella Emhoff (IMG Models) verkörpert für das Designer-Duo Lazaro Hernandez und Jack McCollough genau den Bona Fides des New Yorker Cool Kid, der sie zu ihrer Kollektion inspirierte. Das Resultat: Eine Balance aus weichen, schmiegsamen Entwürfen und roh wirkenden Designs in erdigen Farbtönen.
Anna Sui:
Binge-Watching und entspannte Filmabende sind der Zeitvertreib Nr. 1 im Corona-Alltag. So lässt sich die Chinesisch-Amerikanische Designerin Anna Sui für ihre AW 2021 Kollektion von Retro-Filmen aus den 60er Jahren inspirieren. Besonders die Schauspielerin Jane Birkin hat es ihr angetan und wird zur Muse der Kollektion. Anna Suis Key-Pieces wie Teekleider aus Chiffon, Leopardenmäntel aus Kunstpelz und fantasievolle Blumendrucke werde für sie diese Saison neu interpretiert.