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Copenhagen Fashion Week: Nur noch kurz die Welt retten!

Skandinaviens führende Modewoche legt die Messlatte hoch: Trotz globaler Pandemie macht Kopenhagen eine Modewoche möglich, wie sonst keine andere Modemetropole.
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Kopenhagen bekam nicht nur als "Hauptstadt der glücklichsten Europäer“ im Laufe der vergangenen Jahre immer mehr Aufmerksamkeit als beliebtes Reiseziel, auch durch ihren Status als die wohl nachhaltigste Modestadt der Welt rückte Kopenhagen zweifellos in den Mittelpunkt der Weltmodekarte. 

Die dänische Hauptstadt hat sich dank der zunehmenden Beliebtheit von Scandi-Chic Marken wie Ganni und Stine Goya zu einem unterschätzten Modezentrum entwickelt; die dänische Modeindustrie floriert wie nie zu vor.

Während sich die anderen Modehauptstädte in einem wohlgemerkt zunehmenden Wettbewerb um die Hegemonie der Modetrends bemühen, differenziert sich Kopenhagen auf einer ganz anderen Ebene davon ab.

Dass die Skandinavier als Pioniere des Fortschritts bekannt sind, ist lange kein Geheimnis mehr: Da, wo sich regionale Modewochen nur schwer von der Masse abheben können, setzt die Copenhagen Fashion Week auf einen radikal neuen Ansatz, bei dem teilnehmende Marken Mindeststandards für Nachhaltigkeit erfüllen müssen.

Als eine der wenigen Ausgaben der internationalen Modewochen hat die Copenhagen Fashion Week bereits zur letzten Europäischen Laufsteg-Saison im Zuge der zahlreichen Eventverschiebungen ihrer globalen Mitstreiter*innen ein digital-physisches Hybrid-Modell vorgestellt, das es den Brands ermöglichte, sowohl mit digitalen als auch physischen Formaten auf dem Showplan zu stehen - eine flexible Möglichkeit, die mit Fortschrittlichkeit und Zeitgeist glänzen konnte.

 

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Streetstyle bei der Copenhagen Fashion Week

Ein halbes Jahr später, inmitten der gegenwärtigen Entwicklung in der weltweiten Corona-Pandemie, spitzt sich die Lage zu und die Veranstalter der Copenhagen Fashion Week sind entgegen des Erfolges des progressiven Schauenkonzepts der Frühjahr-Sommer 2021 Saison gezwungen einen Schritt weiterzugehen: Das gesamte Geschehen wurde erstmals ins Digitale verlagert.

Einige Designer streamten ihre Shows ganz einfach ohne live-Publikum, andere präsentierten ihre neuen Kollektion in Modeclips oder veröffentlichten einfache Lookbooks. Unter dem Motto “Small Talks, Big Conversations” fanden Designer-Porträts in Form von Panel Talks und Fragerunden mit Branchen-Experten zum aktuellen Modegeschehen statt. 

Wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für die Copenhagen Fashion Week ist, wurde dieses Jahr in einer zukunftsweisenden strategische Partnerschaft mit dem Online-Versandriesen Zalando bekannt gegeben. Der “Zalando Sustainability Award” soll Modelabels zu alternativen Ansätzen in Design und Herstellung ermutigen, die zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. 

Das Schwedische Modelabel House of Dagmar hat die sechsköpfige Fachjury mit ihrer Brand-Philosophy überzeugen können und wird nun von Zalando mit einer eigenen Capsule Kollektion und finanzieller Förderung bei der Umsetzung ihres nachhaltigen Ansatzes unterstützt.

Mit der Verleihung des “Zalando Sustainability Awards” wird ein weiterer Grundstein zur Frage, wie wir uns weiterhin an Mode erfreuen können, ohne unseren Planeten noch größeren Schaden zuzufügen und unsere Ressourcen aufzubrauchen, gelegt. An dieser Thematik wird Kopenhagen als Modestadt mit Zalando als dreijährigen Partner fortan arbeiten und bis 2023 eine Agenda abarbeiten, um den Wandel in der Branche voranzutreiben. Dafür wird seit vergangenem Jahr nach dem ambitioniertem “Sustainability Action Plan” an konkreten Zielen und weitreichenden Veränderungen in der Modeindustrie gearbeitet. 

Die Copenhagen Fashion Week nimmt dabei eine internationale Vorreiterrolle ein und ist somit die erste große Modewoche, die sicherstellt, dass die Marken das Thema Nachhaltigkeit auch ausreichend ernst nehmen. Das Endziel? Bis 2023 eine Zero-Waste Fashion Week zu werden!

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Designers Nest Herbst-Winter 2021

Inzwischen repräsentiert die Copenhagen Fashion Week gesamt Nordeuropa.
Dazu gehören alteingesessene Label aus Finnland, Schweden und Norwegen, aber auch Designer aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich sind Teil der Copenhagen Fashion Week.

Zu Beginn der Herbst-Winter 2021 Saison tauchen zunehmend verwandte Themen auf: Die Designer konzentrieren sich zwangsläufig auf lokale Inspirationen und finden Freude daran das taktile Vergnügen von Materialien und Handwerk wieder vermehrt aufleben zu lassen.

Auch wenn wir durch Covid-19 nicht live dabei sein konnten, haben wir die Veranstaltungen in unserem besten Tagespyjama mitverfolgt und lassen es uns nicht nehmen, die Mode Highlights der Herbst-Winter 2021/2022 Saison ganz im uns so lieb geschätzten Scandi-Chic zu präsentieren: 

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Ganni Herbst-Winter 2021

Ganni:
Noch vor Covid-19 startete das dänische Kultlabel mit der Frage „Was bringen uns die 2020er Jahre?“ in das neue Jahrzehnt. Genau ein Jahr später befinden wir uns in einer globalen Pandemie und die Welt steht Kopf. Gannis Creative Director Ditte Reffstrup wuchs in einer kleinen Stadt in Dänemark auf. MTV sei damals die einzige Quelle zu Popkultur und Stil gewesen. Für gute Laune im Lockdown sorgten 90er Jahre Hits, die sie nicht nur an ihre Jugend erinnerten, sondern gleichermaßen die Inspiration Gannis neuer Herbst-Winter Kollektion ist. In diesem Sinne habe sie darüber nachgedacht, was Künstler auf der Bühne tragen und an die Ästhetik in den klassischen Ganni-Silouetten an das #GanniGirl angepasst.

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Samsøe Samsøe Herbst-Winter 2021

Samsøe Samsøe:
Das internationale Modehaus aus Dänemark überzeugt mit den zeitgenössischen Entwürfen, für die wir sie so lieben. Die Anspielung auf ihr skandinavisches Erbe zeichnet sich durch eine tragbare Ästhetik aus, die die zweckmäßige Leichtigkeit des Kopenhagener Street Styles mit dem typisch nordischen Gemüt verbindet. Die Kollektion geht über Trends hinaus und vereint vielseitige und somit zeitgemäße Capsule Pieces aus hochwertigen Stoffen und verspielten Details, die eine subtile persönliche Raffinesse verbreiten. Die modern Essentials der Kollektion reichen von Strickteilen bishin zu neuen Klassikern wie weitgeschnittene Blazer.

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Stine Goya Herbst-Winter 2021

Stine Goya:
Central Saint-Martins Alumni Stine Goya brachte die Farbe zurück in den Lockdown-Alltag. Sie findet ihre Inspiration in der Freude an alltäglichen Momenten des Lebens und feiert den Ausdruck des kreativen Geists. Ihr unverwechselbar bunter Stil mit kräftigen Farben und aufregenden Mustern findet sich natürlich auch in der AW 21 Kollektion wieder. Sie lädt uns in eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten ein und motiviert den Herausforderungen des Alltags zu trotzen.

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Søren Le Schmidt Herbst-Winter 2021

Søren Le Schmidt:
Der dänische Designer wird nicht nur mit mondänen Red-Carpet Designs in Verbindung gesetzt, sondern auch mit seiner exquisiten Schneiderkunst der alten Schule. Seine Kollektionen sind von Architektur und subkultureller Vielfalt geprägt. Dementsprechend grafisch und minimalistisch ist die neue Herbst-Winter Kollektion seines Modelabels. Sein nachhaltiges Hauptaugenmerk auf Produktion und Material setzt sich das Ziel zeitlose Teile für die Ewigkeit zu entwerfen. Er versucht 100% nachhaltige Stoffe zu verwenden und vor allem Stoffreste nützlich einzuarbeiten.

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House of Dagmar Herbst-Winter 2021

House of Dagmar:
Das Schwedische Modelabel wurde in diesem Jahr mit dem ersten “Zalando Sustainability Award” für ihren zeitgemäß progressiven Ansatz ausgezeichnet. In London wurde ein Avatar des Models angefertigt, das nun in virtuellen Stadtlandschaften die Herbst-Winter Kollektion vorstellte. Dies war eine ganz besondere Art mit der COVID-Situation umzugehen, denn der Gründerin Karin Söderlind war es durch den Lockdown selbst verhindert nach Kopenhagen zu reisen. Der digitale Avatar hatte dabei keine Probleme.

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Lovechild 1979 Herbst-Winter 2021

Lovechild 1979:
Das in Kopenhagen ansässige Label für die moderne Frau bietet auch diese Saison wieder alles, was man unter zeitloser, luxuriöser Mode versteht. Die Creative Direktorin Anne-Dorothe Larsen entwirft Kleidung, die über die Saisons hinausgehen und ihrem ganz persönlichen Kleidungsstil harmoniert. Die Lovechild 1979-Ästhetik ist typisch verspielt, basiert aber auf maskulinen maßgeschneiderten Silhouetten, die man sofort an den wunderschönen kleinen Details erkennt.

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Munthe Herbst-Winter 2021

Munthe:
Das Luxus-Konfektionslabel zeichnet sich vor allem durch die charakterliche Haltung des lässigen skandinavischen Mädchens aus; schwebende Silhouettenkleider, kunstvolle Muster und hochwertige Stoffe:
Die dänische Designerin Naja Munthe widmete sich im Lockdown dem Töpfern zu. Die Formgebung und Verglasung von Ton ist die tragende Inspiration ihrer neuen Kollektion. Das kommt besonders in den von ihr handgezeichneten Drucken der wallenden Kleider zum Ausdruck. Außerdem beschäftigte sie sich in Zeiten des weltweiten Stillstands viel mit sich selbst und ihrer Identität. Dabei erforschte sie die Geschlechterrollen und schaffte spannende Kontraste zu den sonst eher femininen Designs.

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Baum und Pferdgarten Herbst-Winter 2021

Baum und Pferdgarten:
Für den Herbst haben die Kreativdirektoren Helle Hestehave und Rieke Pferdgarten kreative Wege gefunden, um lokal zu bleiben und global zu denken. Sie haben sich aufgrund der aktuellen COVID-19 Situation vom traditionellen Showformat gelöst und je ein Outfit der Kollektion an ihre “Baum Familie” geschickt, deren Mitglieder die Looks selbst gestylt und fotografiert haben.
In typisch dänischen Silhouetten, sanftem Volumen und kastenförmigen Teilen wurde durch individuelles Styling die Vielfältigkeit der Kombinationen hervorgehoben.

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Stand Studio Herbst-Winter 2021

Stand Studio:
Als eines der meist gehypten Marken dieser Saison bleibt Stand Studio seiner DNA für high Fashion Lederteile und Fake Fur Mäntel treu, konnte sich aber dennoch neu erfinden. Dazu gehören diese Saison pflanzliches Leder und recyceltes Kunstfell in bunten Formen und Farben. Es ist ein Tribut an die Einfachheit und Tragbarkeit jedes einzelnen Stücks. Obwohl es zunächst recht paradox zu scheinen mag haben die Einschränkungen vor allem die Kreativität von Creative Director Nellie Kamras besonders angekurbelt. Für uns hat jedes Teil Potenzial, das neue Lieblingsstück des Herbstes zu werden!

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Malaikaraiss Herbst-Winter 2021

Malaikaraiss:
Das Berliner Modelabel zeigte zum zweiten Mal in Dänemarks Hauptstadt. Die raffinierte Konfektionskleidung der gleichnamigen Designerin Malaika Raiss, ist die Deutsche Ergänzung des skandinavischen feminin, lässigen Chics. Die Marke bezieht und produziert all ihre Materialien in Europa. Die meisten Materialien sind pflanzlich gefärbt und sie verwendet ausschließlich Bio-Baumwolle und recycelte Seide für ihre Kleidungsstücke. Die AW21-Kollektion greift den Lagenlook Skandinaviens auf und interpretiert ihn in ihrer ganz eigenen Handschrift.

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Henrik Vibskov Herbst-Winter 2021

Henrik Vibskov:
Der konzeptionelle Modedesigner Henrik Vibskov hat sich die Pandemie-geschuldete Begeisterung für Kochen und Backen als Inspiration seiner neuen Kollektion gemacht. Farben und Muster wie man sie sonst nur in Omas Backstube findet, zeichnen sich durch die Kollektion. Nicht nur leckere Süßigkeiten, sondern auch Tischdeckenmuster selbst lassen sich in den Entwürfen in jeglicher künstlerischen Ausdrucksform wiederfinden. Dieser multimediale Ansatz und Freude an Farben und Formen sind die Hauptzutaten seines Erfolgsrezeptes zu seinem zwanzigjährigen Bestehen.

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Holzweiler Herbst-Winter 2021

Holzweiler:
Dass die Welle kreativer Energie auch in Oslo angekommen ist, beweist das Norwegische Modelabel Holzweiler. Die Kollektion wurde von Skulpturen, Brücken und surrealer Architektur inspiriert. Daraus haben die Designer Maria Kappel Holzweiler und Duy Dinh Ngo Muster und Drucke entworfen, die an die statische Veränderung der Welt erinnert. Sie gingen sogar so weit, dass sie eigene Stoffe für die Kollektion entwickeln ließen. Besonderer Beachtung zu schenken sind große Schals, ein Lammfell-Minirock und wasserdichte Gummistiefel für den sportlichen Aspekt der Marke. Die besonders viele freie Zeit, die die Designer in der Natur verbrachten, haben sie in ihrer Kollektion für den kommenden Herbst/Winter übersetzt. 

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Rodebjer Herbst-Winter 2021

Rodebjer:
Die schwedische Designerin Carin Rodebjer versucht sich in dieser Kollektion auf “konstruktive Dinge” zu konzentrieren. Sie manifestiert schon seit langem notwendige Veränderungen, die die Krise in der Modebranche nun ausgelöst haben sollen. Ihre Herbst/Winter Kollektion umfasst so unter anderem recyceltes Leder, sowie Wolljacquards. Die Hauptidee ist es auch hier Designs für ein langes Leben zu schaffen und so eine Kollektion aus Lieblingsteilen zu schaffen. Darunter fallen übergroße Blazer, Puffjacken und weite Kleider mit symbolischen Mustern aus dem Buddhismus. 

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Mark Kenly Domino Tan Herbst-Winter 2021

Mark Kenly Domino Tan:
Der Lockdown hat uns zwar von unseren Freunden und Lieblingsorten getrennt, aber er hat uns auch näher nach Hause gebracht. So ging es auch dem Designer Mark Kenly Domino Tan und verließ Paris, um sich wieder in seiner Heimat Dänemark zu verwurzeln, nachdem er das Land in jungen Jahren verlassen hat. Er kehrte mit jahrelanger Berufserfahrung bei namenhaften Couturiers zurück und zeigte seine erste Kollektion in Kopenhagen. Für den Herbst/Winter gehören dazu Stoffe mit Nadelstreifen, Fischgrätenmuster und abstrakte Strickentwürfe. Das Herausragende bei dieser Kollektion ist der besondere Dialog des Designers mit den Stoffen, die die Empfindung einer herzlichen Umarmung nachempfinden sollen. 

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H&M Studio direct-to-consumer Frühling-Sommer 2021

H&M Studio:
Dass die CPHFW von globaler Bedeutung ist, unterstreicht die schwedische Modekette H&M mit ihrer Präsentation der H&M Studio Kollektion in Kopenhagen. Mit dem Titel “Treasure Forever” möchte H&M auch in Zeiten des Lockdowns dem Alltäglichen eine abenteuerliche Qualität geben. Die Inspiration kommt von der selbstbewussten Haltung eines Tiefseeforschers. Daher finden sich in der Kollektion viele mutige Stücke mit Unterwasserreferenz wie krakenähnliche Schnitte und Oberflächen, die wir sonst nur vom Meeresgrund kennen. Die Kollektion ist ab dem 18. Februar online erhältlich. 

Image Courtesy of CPHFW Image Bank

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