Die digitale Transformation der Modebranche von Off- zu Online
Die COVID-19 Pandemie ist eine beispiellose Gesundheitskrise und gleichzeitig ein globaler Wirtschaftsschock. Der immer größer werdende Schatten einer globalen Epidemie, die durch den Ausbruch des Coronavirus in Wuhan, China, verursacht wurde und sich weiterhin kontinuierlich besonders auf die Modebranche auswirkt. Diese schnelllebige und trendgetriebene Branche, die sich immer noch durch eine Große Abhängigkeit von Offline-Kanälen und Stores auszeichnet. Weltbekannte Kaufhäuser wie Macy´s, Neiman Marcus oder Bergdorf Goodman mussten monatelang ihre Türen schließen und einige davon nun sogar für immer. Die strategische Entscheidung des Modegiganten Inditex in den nächsten zwei Jahren 1.200 Zara Stores endgültig zu schließen, um 1 Milliarde US-Dollar in die Stärkung seines Online-Geschäfts zu investieren, zeigt die notwendige Richtungsänderung, die viele Unternehmen jetzt durchlaufen werden, wahrscheinlich sogar müssen.
Trotz des herausfordernden Handelsklimas und des deutlichen Rückgangs der Kundennachfrage infolge der ergriffenen quarantäne Maßnahmen, konnte beispielsweise der Online-Händler Zalando seinen GMV gegenüber dem Vorjahr um 14% steigern und erwartet ebenfalls ein zweistelliges Wachstum für den Rest des Jahres. Im Vergleich dazu verzeichnete der stationäre Handel in Mitteleuropa von April bis Juni durchschnittlich einen Umsatzverlust zwischen 30 und 60 Prozent und einen Frequenzeinbruch zwischen 70 und 80 Prozent. Jedoch wird es während der Phase der Erholung weiterhin kritisch bleiben, so kehrte in China der Offline-Handel nach Lockerung der Quarantänemaßnahmen allmählich zur Normalität zurück, jedoch gaben 74 Prozent der chinesischen Verbraucher an, besonders in den ersten zwei Monaten nach der Wiedereröffnung der Geschäfte, Einkaufszentren gemieden zu haben, was darauf hindeutet, dass ein Teil des Offline-Umsatzes dauerhaft in das E-Commerce Geschäft übergeht. Online und digital ist jedoch nicht nur ein an Bedeutung gewinnender Vertriebskanal, sondern kann Unternehmen in Zeiten geringer Liquidität auch dabei helfen, Kostenstrukturen anzupassen und jeden Schritt in ihrer Wertschöpfungskette besser, schneller und kosteneffizienter zu gestalten.
Obwohl niemand in der Branche die Intensität dieser Krise voraussehen konnte, stellen einige Modeunternehmen fest, dass sie vor allem aufgrund ihres digitalen Know-Hows und ihrer anayltischen Herangehensweisen besser aufgestellt sind als andere - nicht nur, um die Geschäftskontinuität zu gewährliesten und die Schäden der Corona Krise zu minimieren, sondern auch um aus einer Position der Stärke aus der Krise hervorgehen. Aber welche Trends haben sie früher umgesetzt als andere?
Ganzheitliche Geschäftsmodelle rund um digitale B2B-Plattformen
My Theresa, Asos, Louisa via Roma, Amazon, Alibaba. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind große, standardisierte Maschinen mit Millionen von Kunden, mit Plattformstrategien bei denen Marken mit der richtigen digitalen Infrastruktur ihre Bestände verbinden und hochladen können, während sie Zugriff auf Kunden- und Sortimentsinformationen haben.
Ausbau der B2C-Kanäle
Neben einem eigenen Online-Shop ist eine starke Kundenbindung über soziale Medien wichtiger denn je, da Verbraucher während der Krise mehr Zeit online verbringen, weshalb Social-Media-Kanäle wie Instagram großen Zuwachs verzeichen können. Häufige Ansprache und Werbung an die definierte Zielgruppe ist der Schlüssel, auch wenn die meisten Verbatcuher aktuell vielleicht gar nicht kaufen. Die Integration von Instagram Shopping Funktionen macht das Einkaufen einfach – auf den gewünschten Artikel klicken und man wird direkt zum Kauf auf eine Produktseite weitergeleitet. Denn heutzutage geht es darum Komfort zu bieten, insbesondere wenn man bedenkt, dass unsere Digital Natives von Gen-Z und Millennials die Zukunft der Einzelhandelslandschaft gestalten werden.
Bereitstellung eines exzellenten Omni-Channel-Erlebnisses
Neben der Ausweitung der digitalen Vertriebsanstrengungen ist es wichtig, die Lage des offline Geschäfts entsprechend neu zu konfigurieren, indem die Präsenz in B-Lagen verringert wird, weniger Fläche für Produkte mit hoher Online-Durchdringung bereitgestellt wird und für Kunden die volle Produktverfügbarkeit durch ein Omni-Channel Konzept sichergestellt ist. Eine vollständig integrierte Bestandsverwaltung in Geschäften und Lagern ist der Kern eines jeden Omni-Channel-Betriebs und wird bislang nur von 18% der europäischen Einzelhändler genutzt.
Big Data und Analytics, um Lieferketten effizient zu verwalten
Darüber hinaus erhöht die Automatisierung der Logistik durch ein digitales Lagerdesign und einen analytischen Ansatz im Bereich Produktentwicklung erheblich die Effizienz . Die Vorteile werden auch den Verbrauchern in Form einer besseren Produktverfügbarkeit und schnelleren, kosteneffizienteren und genaueren Lieferungen zugute kommen.
Digitale Sourcingsplattformen führen zu Transparenz, Flexibilität und Kosteneffizienz, indem die richtigen Lieferanten für Produkte und Kollektionen ausgewählt werden.
Natürlich ist eine digitale Geschäftstransformation mit enormen Investitionen verbunden, insbesondere wenn aktuell für viele Modemarken der Lagerdruck aus Frühjahr / Sommer gilt zu lösen, gleichzeitig Investitionen in die Produktion von Herbst- / Winter Ware getätigt werden muss, nicht zu vergessen die Entwicklung neuer Kollektionen anstehen.
Für Führungskräfte in der Modebranche und allen damit verbundenen Teilsektoren wie Beauty oder Sport sollte die Priorität deutlich sein, um nicht den Anschluss zu verpassen: Digitalisierung und Automatisierung sollten ein Kernelement jeder Unternehmensstrategie sein. Die Abstands- und Hygieneregelungen könnten in einer Post Covid-19 Welt das „new normal“ werden, wodurch es unwahrscheinlich ist, dass der stationäre Einzelhandel von Verbrauchern weiterhin so besucht wird wie zuvor und eine kontaktlose Wirtschaft entstehen könnte, wodurch E-Commerce und Automatisierung ein ganz neues Niveau erreichen werden.
Sabrina Gildehaus ist Modeexpertin und Fachfrau aus Berlin, die jetzt in Kiew in der Ukraine lebt.
Sie ist Gründerin der Modeberatung Gildehaus. Ihre Aufgabe ist es, Modemarken zu unterstützen und zu entwickeln und eine Gemeinschaft von Modeexperten zu schaffen.
Sie verfügt über mehr als 10 Jahre Berufserfahrung in der Modebranche. Zuvor arbeitete sie mit Tom Tailor, Joop! und Zalando SE zusammen.