Alle wollen Grün: Wie der Klimawandel die Logistik beeinflusst
Der Klimawandel ist eines der populärsten Themen in Europa. Es beschäftigt die Wirtschaft, die Politik und die Gesellschaft. Jeder möchte die Welt grüner gestalten - doch das WIE polarisiert die Meinungen der Verantwortlichen und der einzelnen Menschen. Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Logistik? Und kann Logistik eigentlich CO₂-neutral sein?
Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Transport- und Logistikbranche. Der Schienengüterverkehr wird durch extreme Wetterereignisse blockiert, sinkende Wasserstände machen Wassertransportwege unpassierbar und Häfen werden durch Hochwasser überschwemmt. Unternehmen werden angehalten, Klimastrategien hinsichtlich Energieverbrauch und CO₂-Emissionen weiterzuentwickeln.
Dazu muss auch die finanzielle Auswirkung auf das eigene Unternehmen bewertet werden. Höhere LKW-Mautkosten durch eine zunehmende Bepreisung von CO₂-Emissionen sind nur eine Folge. Das Ziel der EU, bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu sein, stellt die Transport- und Logistikbranche vor eine große Aufgabe.
Bis 2035 will Österreich einen lückenlosen, emissionsfreien Betrieb von Fahrzeugen im Güterverkehr umsetzen. Dabei geraten alternative Antriebe im Güter-, Flug- und Schiffsverkehr immer mehr in den Fokus. Als emissionsfrei gelten dann Antriebe mit Wasserstoff, Elektro oder E-Fuel (synthetischer Kraftstoff). Hürden bis zur praktischen Umsetzung der Elektroantriebe im Transportsektor liegen auch in der Ladeinfrastruktur und der Ladedauer. Die Vorschriften und Vorschläge der Regierung werden für viele klein- und mittelständische Betriebe eine Herausforderung darstellen.
Drei Beispiele zur Dekarbonisierung im Wirtschaftssektor
Verladetechnik
Der kombinierte Güterverkehr scheint ein gutes Mittel zu sein, vorwiegend auf Schiff und Schiene die Fracht CO₂-sparend zu befördern. Im Hafen Wien wird seit kurzem mit einer neuen Verladetechnik dem Klimawandel und auch dem LKW-Fahrer:innenmangel entgegengewirkt: Mittels einer seitlich ausfahrbaren hydraulischen Rampe können Sattelauflieger nun einfacher auf den Wagon befördert werden. So können, statt wie bisher 10 %, in Zukunft rund 90 % auf die Schiene gebracht werden. Ein ganzer Zug ersetzt damit 52 LKW!
Digitalisierung
Ab August 2024 soll in Europa die „eFTI-Verordnung EU 2020/1056“ (Elektronische Frachtbeförderungsinformationen) eingeführt werden. Den Papiermassen in der Transportlogistik wird damit der Kampf angesagt. Die Datenübermittlung zwischen Unternehmen und Behörden soll elektronisch erfolgen. Es wird noch geprüft, ob dies für Unternehmen verpflichtend ab 2029 eingeführt wird. Die Verwendung von E-Frachtpapieren ist somit derzeit freiwillig.
Jedoch liegt der Vorteil darin nicht nur in der Einsparung von Papier. Der Verwaltungsaufwand und damit einhergehende Kosten senken sich enorm. Der Status der Fracht kann in Echtzeit überprüft werden. Dank elektronischer Signatur müssen keine Frachtbriefe in Papierform im LKW mitgeführt und vor Ort unterzeichnet werden. Die E-Frachtpapiere sendet das System anschließend durch digitale Schnittstellen direkt an die Beteiligten.
In der Praxis ist oft die Übermittlung der originalen Frachtdokumente an den Auftraggeber notwendig, um die Forderung des Transportes fällig zu stellen. Dies verursacht häufig Verzögerungen im Zahlungsvorgang zum Nachteil des Transporteurs. Mit der Verordnung können Auftraggeber:innen sofort auf die Originaldokumente zugreifen und Zahlungsverzögerungen vorgebeugt werden. Die Verordnung umfasst allerdings nicht nur die Frachtbegleitpapiere, sondern ebenso Lizenzen, Genehmigungen, elektronische Rechnungen, Gefahrgutinformationen oder Abfallverbringungsanzeigen.
Biokraftstoff in der Formel 1
Der Logistikdienstleister DHL setzt in Zusammenarbeit mit der Formel 1 für die Saison 2023 erstmals 18 LKW ein, die mit Biokraftstoff betrieben werden. Die neuen LKW werden mit dem Drop-in-Kraftstoff HVO100 angetrieben. Der erneuerbare Kraftstoff wird aus Altspeisefetten, Pflanzenölen, Rückständen und tierischen Fetten hergestellt. Damit soll der CO₂-Ausstoß um 60 % pro LKW reduziert werden.
Die Weg zu einer klimaneutralen Logistik ist noch lange. Um dieses Ziel zu erreichen, wird es noch weiteren Gesprächsbedarf zwischen Regierung und Branchenvertretern geben müssen.
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