Beauty

Mei Kawajiri: Fingerspitzengefühl

Krallen zeigen! Die Zeiten der dezenten Maniküre sind längst passé, die Rückkehr zu extravaganten Nagelkreationen ist dabei vor allem einer zu verdanken: Künstlerin Mei Kawajiri, die mit ihren Kreationen die Laufstege und das Netz erobert hat.
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Lang, spitz, glitzernd, verziert mit 3-D-Diamanten, in knalligen Farben und überladen kitschig – für wahr: Mei Kawajiri ist dem Maximalismus nicht abgeneigt. Kein Wunder, dass die zierliche Japanerin polarisiert. Seit ihrem neunzehnten Lebensjahr hat sich Kawajiri ganz dem Nageldesign verschrieben – zuerst in ihrer Heimat Tokio, dann mit eigenem Salon in der Stadt, die niemals schläft. Ein gewagter Schritt, aber hinter den poppigen Designs verbirgt sich – so viel ist auf den ersten Blick ersichtlich – kein kleiner Geist und Kawajiri bringt neben viel Fleiß noch mehr fantastische Ideen mit in den Big Apple. Neben unzähligen Followern auf Instagram, die ihren Account @nailsbymei stürmen, bringt das viele prominente Kundinnen. Heidi Klum ist die erste, die sich eines Tages im Wohnzimmer der Künstlerin wiederfindet. Die erste einer langen Liste an Supermodels und Prominenten, die dem Beispiel bald folgen sollten. Gigi Hadid, Ariana Grande, Dua Lipa und Karlie Kloss sind ebenfalls treue Fans und so liest sich die Kundenliste mittlerweile wie das Who’s who der Modebranche. Nicht zu Unrecht, denn bei ihrer Arbeit legt sie Wert auf die stetige Evolution: „Es ist unmöglich für mich, dasselbe zu tun. Immer wenn ich mich langweile, erschaffe ich neue Dinge. Nicht umsonst bin ich nach New York gezogen: Ich hatte immer vor, die Nummer eins in meinem Bereich zu werden.“

Ein Händchen für Details

Dabei hat sie sich einen nicht ganz einfachen Bereich für ihre künstlerische Verwirklichung gesucht – nicht nur ob des Mediums, sondern auch wegen dessen vermeintlicher Restriktion. Lange Krallen galten in der jüngsten Vergangenheit als vulgär und gewinnen erst langsam wieder ihre Bedeutung als Statussymbol zurück. Dabei trugen die Reichen und Mächtigen bereits im alten China lange Nägel mit luxuriösen Verzierungen in Gold oder Silber, um nur eines von vielen historischen Beispielen zu nennen. Seit den 2000er-Jahren nähert man sich vor allem in den USA und Japan dieser sozialen Bedeutung wieder schrittweise an. So viel ist aber klar: Für arbeitende Hände sind auch Kawajiris Kreationen, die das Ergebnis von viel Zeit und Aufwand sind, nicht unbedingt gedacht. Dabei verwendet sie keine Schablonen oder generischen Aufkleber, sondern zeichnet, wie von Zauberhand, ultrarealistische Bilder, klebt präzise skulpturale Juwelen auf und verwirklicht mit viel Feingefühl auch die ausgefallensten Kundenwünsche. „Als ich sie das erste Mal besuchte, wollte ich schwarze viktorianische Nägel, mit 3-D-Rosen und Spitze verziert – angelehnt an die Arbeiten von John Willie. Anfänglich habe ich mir Sorgen gemacht, dass meine speziellen Wünsche zu komplex und die Fläche zu klein für deren Umsetzung ist. Aber zwei Stunden später hatte ich zehn kleine Meisterwerke an den Fingern“, schwärmt etwa Designerin Olympia Le-Tan, die ebenso wie Paradiesvogel Marc Jacobs und zahlreiche andere Designschaffende längst Stammkundin geworden ist. Kein Wunder, dass die Modewelt und ihre extravaganten Protagonisten Mei Kawajiri förmlich aus der Hand fressen.

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