Die Kunst im Detail: Einblicke in ein Make-up direkt von der Runway
Immer bunter, schriller und lauter – so das Credo der Ready-to-Wear- Kollektionen und ihrer jüngsten Make- up-Kreationen. Von dunklen Lippen über Lidschatten in Neontönen sind die saisonalen Präsentationen ein Füll- horn an Inspirationen für Trendsetter. Die Haute Couture ist bekanntlich ihr Gegenpol, und so liegt es in der Natur der Sache, dass sich die Grande Dame der Mode auch in puncto Beauty nicht zu kurzlebigen Schnellschüssen hinreißen lässt. Ganz besonders sichtbar wird das anhand der aktuellsten Kollektionen – eine Wohltat für das Auge. Man setzt ganz auf Reduktion und eine beinahe andächtige Aura: Ein perfekter No-Make-up-Look bildet dabei die Grundlage und den gemeinsamen Nenner der unterschiedlichen Visionen. Ergänzt wird um einzelne Highlights: Lippen oder Augenpartie stehen dabei im Fokus – stets für sich wohlgemerkt! So subtil und raffiniert sind die jeweiligen Akkorde gesetzt, dass es keine Ergänzung braucht.
Von oben nach unten: 1. Glanzleistung: Der neue Lipgloss „Addict Stellar“ von Dior sorgt für zarten Glanz und reichlich Pflege.
2. Sternstunde: Die jüngste Ergänzung der „Moondust“-Serie von Urban Decay ist ganz den Lippen gewidmet. Erhältlich ist der cremige Lippenstift in vier Nuancen und kann anstelle eines Glosses als Finish aufgetragen werden.
Renaissance der Klassiker
Bei Alexis Mabille setzt Visagist Angelo Rauseo auf eine Neuinterpretation der klassischen roten Lippen als Ode an Audrey Hepburn. Dafür wählt er Metallic-Akzente, die mittels Pinsel auf den noch feuchten Lippenstift aufgetragen und dann mit einem simplen Taschentuch eingepresst werden, um einen langanhaltenden, kussechten Effekt zu erzielen. Ein wenig einfacher macht man sich das bei Guo Pei und Valentino: Hier kommt schlicht Lipgloss mit Glitzerpartikeln zum Einsatz.
Auf einer Linie
Auch bei Dior widmet man sich der Wiederentdeckung eines klassischen Looks. Peter Philips, Creative & Image Director bei Dior Makeup,
zeigt einen doppelt geschwungenen Eyeliner, der durch einen feingezogenen goldenen. Strich in der Mitte getrennt ist. Schlicht genial! Plakativer, aber dennoch elegant zeigt man sich bei Georges Hobeika – hier wird der geschwungene Eyeliner bewusst überzeichnet und dominiert den Look. Ein gekonnter Bruch zu den raffiniert-opulenten Entwürfen des libanesischen Couturiers.
Blickfang
Die in Verruf geratenen Smokey Eyes dürfen ebenfalls aufatmen: Marken wie Alexandre Vauthier eilen zur Ehren- rettung des ikonischen Looks. Statt Schwarztönen wird diesmal allerdings in Braunschattierungen – wahlweise mit Bronze-Nuancen – geschminkt. Das Ergebnis ist ein beinahe natürlicher Look, der die Augenform optimiert und sanft Akzente setzt. Wer es etwas experimenteller mag, darf sich nur zu gerne ein Beispiel an Chanel nehmen. Lucia Pica, Global Creative Make-up & Colour Designer im Hause Chanel, verpasst den Models eine rauchige Augenpartie mittels Grau- und Violett- Tönen. Dabei werden die Wimpern im Übrigen nur leicht am oberen Rand getuscht. Und in puncto Frisur gilt ebenfalls: Weniger ist mehr. Gerade zur großen Abendrobe entsteht so ein modernes Gesamtbild.
Sommerliche Romanze
All jene, denen der Sinn doch mehr nach Farbe steht, finden etwa bei Ralph & Russo Gehör. Die verspielte Kombination aus zeitlosem Glamour und Romantik macht sich auch in der Arbeit von Visagist Sam Bryant bemerkbar. Zu den Rüschenroben und Pailletten- kleidern zeigt er passende Lidschatten in Pastelltönen – von Babyblau bis Zartrosa. Ein Konzept, das auch bei Georges Chakra in unterschiedlichen Silbernuancen zelebriert wurde und beweist, dass man auch mit einfachen Tricks viele Blicke auf sich ziehen kann. Denn ganz im Gegensatz zu den aufwendigen Roben, bleiben die Make- up-Looks der Haute Couture nicht nur einem erlesenen Kreis zu speziellen Anlässen vorbehalten, sondern finden sich hoffentlich bald im Alltag vieler wieder.
Fotos: Alexis Mabille, Guo Pei, Dior, Chanel, Alexandre Vauthier, Ralph & Russo, Jude P./Starface Agency, bereitgestellt.