THE FILTERED SELF: Petra von Kazinyan zeigte bei Bucherer
Instagram ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Photosharing App, einst einfach zugängliches Fotoalbum, ist längst zur Darstellungsplattform mutiert, wo nichts ist, wie es scheint. Die Künstlerin Petra von Kazinyan hat das Thema nun gesellschaftskritisch auf Leinwand interpretiert.
Es ist vorallem die Darstellung der Frau , die bis zur Unkenntlichkeit verniedlicht und gleichzeitig deformiert wird. Die Plattform, die schon längst auch zu einer Art Kontakt- und Partnerbörse avanciert ist, lässt nicht nur Mega Influencer wie die Kardashians zu Filtern greifen, die ihr ohnehin schon auf Jugendlichkeit getrimmtes Gesicht verniedlichen, sondern auch den Normalverbraucher plötzlich mit infantilen Hasenohren dem Jugendwahn erliegen.
Genau diese Bedeutungsebene greift Petra von Kazinyan in ihrer Serie “The Filtered Self” auf, die sie kürzlich im Bucherer Salon ausgewählten Sammlern zeigte und auch umgehend ausverkaufte.
Kazinyan referiert auf die frühen, gemalten Hochzeitsportraits, die Teil der höfischen Heirats-Transaktion waren und stellt hier unter anderem die kindliche Infanta Margarita Teresa dar, wie sie von Velasquez im Alter von drei, fünf und acht Jahren porträtiert wurde-nun in der permanenten Sammlung des Kunsthistorischen Museums zu sehen ist. Sie interpretierte Tu Felix Austria und die damalige Rolle der Portraitmalerei neu und setzt sie in heutigen Kontext, wo wir nach ähnlichem Vorbild dazu tendieren, unsere Portraits, aka Selfies, kindlich zu stilisieren und sie dem auch oftmals männlichen Publikum präsentieren.
Geschichte wird hier allerdings nicht nur bildlich zitiert. So bringt sie Kafka ein, der exakt vor hundert Jahren in einem Briefwechsel an seinen Freund Janouch geschrieben hatte: “Das narrative Element der Tiere ist Ausdruck des Begehrens nach Natur.”
Durch den Verfall des privaten Raums und dem Einzug der omnipräsenten Digitalisierung, die unsere Körper bis auf den letzten Pixel entlarvt, werden wir nur noch von Algorithmen definiert und bewertet. Damit schafft von Kazinyan einen gelungenen Diskurs zur medialen Verblendung, der überzogenen Selbstdarstellung und der Verzerrung des eigenen Ichs, das sie auch in ihren Spiegeln mit den Hasenohren zeigt. Welcher passender Weise auch gerne von Ausstellungs-Besuchern als Selfie Backdrop genutzt wird.
Die Show war nur für ein handerverlesenes Publikum im Bucherer Salon am Wiener Graben zu sehen, mehr Werke gibt es auf Artsy, bei der Common Sense Gallery zu entdecken.
Über die Künstlerin
Als gebürtige Deutsche lebt und arbeitet Petra von Kazinyan zwischen Wien und Deutschland. Die Werke der Philosophie-Absolventin und Künstlerin waren bereits in zahlreichen Ausstellungen und auf Kunstmessen im In- und Ausland zu sehen. 2022 und 2019 zeigte sie während der Biennale in Venedig, den Woman Art Award 2017 in Paris, der Art Austria 2016 und Art Beijing 2012.