Kunst im Netz: 3 Ausstellungshighlights im Dezember
Artemisia, National Gallery London, bis zum 24. Januar 2021
Die italienische Malerin Artemisia Gentileschi war ein Ausnahmetalent des Frühbarocks. Ihre bewegende Lebensgeschichte, die auch unter dem Hashtag #Metoo laufen könnte, ist genauso fesselnd wie ihre dramatischen Gemälde. 1593 in Rom als Tochter des toskanischen Malers Orazio Gentileschi geboren, wurde sie in dessen Werkstatt ausgebildet und galt schon bald als Wunderkind in einer von Männern dominierten Welt. Dann wurde die junge Frau ausgerechnet von einem Mitarbeiter ihres Vaters vergewaltigt und der Kampf um ihre Ehre begann. In Florenz setzte sie ihre Karriere als Malerin fort und wurde 1616 als erste Frau an der renommierten Accademia dell’Arte del Disegno aufgenommen.
Dem Werk und Leben dieser außergewöhnlichen Frau widmet sich die lang erwartete Einzelausstellung Artemisia in der National Gallery in London. Im Zuge des Lockdowns hat das Museum auch eine Online-Tour gelauncht. Hier zeigt Kuratorin Letizia Treves bei einem halbstündigen Rundgang durch die Ausstellungsräume großartige Ansichten und Details der Gemälde, gepaart mit interessanten Geschichten aus dem Leben der Malerin.
Louise Bourgeois. The Heart Has Its Reasons, Tarmak 22 und Hauserwirth.com, bis zum 3. Februar 2021
Die französisch-amerikanische Künstlerin Louise Bourgeois war in ihrem Leben vieles: Tochter, Mutter, Ehefrau, in jungen Jahren eine verkannte Bildhauerin und im Alter, bis zu ihrem Tod im Jahr 2010, eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Gegenwart. Ihre emotionalen Arbeiten sind eng mit Bourgeois’ traumatischen Kindheitserfahrungen verwoben. Sie erkunden komplexe menschliche Erfahrungen, wie Liebe, Angst und Abhängigkeit, die sich nicht immer rational erklären lassen.
Darauf bezieht sich auch der Titel einer neuen Ausstellungen mit Skulpturen und Zeichnungen der Künstlerin im Tarmak22 in Gstaad und online auf hauserwirth.com: “Das Herz hat seine Gründe [von denen die Vernunft nichts weiß]”. Das Zitat stammt von Blaise Pascal, mit dem Bourgeois sich während ihres Mathematik- und Philosophie-Studiums an der Pariser Sorbonne Université intensiv beschäftigte, bevor sie sich voll und ganz der Kunst widmete. In der Ausstellung geht es um das Zusammenspiel von Gegensätzen als wiederkehrendes Thema in Bourgeois’ Oeuvre, zwischen Körper und Seele, Mann und Frau oder Bewusstsein und Unterbewusstsein.
Kandinsky, Guggenheim Bilbao, bis zum 23. Mai 2021
Die abstrakten Bilder des russischen Malers Vassily Kandinsky sind weltbekannt und mit ihren leuchtenden Farben und geometrischen Formen unverkennbar. Die Entwicklung seines künstlerischen Werks, von der anfangs noch figurativen Landschaftsmalerei hin zur abstrakten Bildsprache, zeichnet jetzt eine neue Ausstellung im Guggenheim Museum Bilbao nach. Der amerikanische Industrielle Solomon R. Guggenheim hatte Kandinsky im Jahr 1929 in Dessau kennengelernt und fortan dessen Werke gesammelt. Mit über 150 Arbeiten wurde daraus eine der beeindruckendsten und weltweit größten Sammlungen von Kandinsky-Werken.
Insgesamt 62 Gemälde und Papierarbeiten dieser Sammlung sind zu sehen und chronologisch in Kandinskys verschiedene Lebensphasen unterteilt. So folgt man dem Künstler auf seinem Weg zum Pionier der abstrakten Malerei, von den Anfängen mit der Blauen Reiter-Gruppe in München über seine Zeit in Moskau während des Ersten Weltkriegs bis hin zu den letzten Jahren in Paris um 1930. Die virtuelle Führung mit der Ausstellungskuratorin Megan Fontanella gibt dabei viele Einblicke in das Schaffen und Denken des Künstlers.