Art & Culture

Reflexionen auf Papier: Interview mit Künstlerin Lola Dupre

Die surrealistischen Bilder der in Glasgow lebenden Lola Dupre sind in Ausstellungen rund um den Globus zu sehen. Von Tierporträts bis hin zu Kommentaren zu konventionellen Schönheitsnormen, die moderne Collagekünstlerin wirft ein neues Licht auf die Dada-Bewegung.
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Lisa Zirngast: Lola, wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Lola Dupre: Ich bin Papiercollagekünstlerin und Illustratorin, und arbeite mit Galerien, Zeitschriften, Marken und Sammlern zusammen, um Werke zu kreieren. Normalerweise wähle ich ein Bild aus, das ich in viele Teile zerschneide und dann wieder zusammensetze. Auf diese Weise wird es für mich zu einem seltsamen Spiegelbild seiner selbst. 

 

Lisa Zirngast: Dadaismus – eine künstlerische Rebellion gegen alle bürgerlichen Kunstformen. Erzählen Sie uns, wann Ihre Faszination für die Dada-Ästhetik begann.

Lola Dupre: Als ich sehr jung war, hatte ich das Glück, dass meine Eltern zu Hause Drucke aufgehängt hatten, auf denen Werke von Künstlern wie Hannah Hock, Meret Oppenheim und George Grosz neben Arbeiten anderer Künstler wie Bosch, Bruegel, Picasso, Kahlo, Klee und Dix zu sehen waren. Zusätzlich gab es auch viel an russischer, französischer wie auch deutscher Literatur, die wunderbare Erklärungen für die einzelnen Bilder lieferte. 

 

Lisa Zirngast: Sie arbeiten mit zwei fundamentalen Werkzeugen, wenn man so will – Papier und Schere. Wie ist es, in einer zunehmend digitalen Welt eine Künstlerin "alter Schule" zu sein?

Lola Dupre: Ich denke, es ist ein Segen und ein Fluch zugleich. Wie bei allem im Leben gibt es immer Vor- und Nachteile. Soziale Medien sind großartig, um seine Arbeit zu teilen. Was die Technologie angeht, bin ich in gewisser Weise rückständig. Ich habe zum Beispiel kein Smartphone. Aber ich interessiere mich sehr für künstliche Intelligenz, Blockchains, NFTs, und den Fortschritt der Technologie im Allgemeinen. Ich mache einfach alles auf meinem Laptop. Daher mag ich es, das Atelier verlassen zu können, um in die Natur zu gehen und alles hinter mir zu lassen, wenn ich will.

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After Bob Mizer,
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Fotos: Lola Dupre

Lisa Zirngast: Welche Worte beschreiben Ihre Kunst am besten?

Lola Dupre: Surreal, seltsam, atavistisch, schön und neugierig.

 

Lisa Zirngast: Wir können uns leicht vorstellen, wie Sie in Ihrem Atelier von Fotos, Papierschnitten und Scheren umgeben sind. Wie sieht Ihr kreativer Prozess von Anfang bis Ende aus?

Lola Dupre: Ihre Vorstellung ist richtig. Ich bin von viel Papier umgeben. Manchmal sind die Stücke so klein, dass ich sie in meinem Essen oder auf meiner Katze wiederfinde. Wenn ich ein Kunstwerk beginne, habe ich ein Bild im Kopf, dem ich versuche zu folgen, es sei denn, etwas Unerwartetes passiert.

 

Lisa Zirngast: Die Dadaisten bestanden darauf, keine Definition für ihre Kunstbewegung zu haben. Setzen Sie sich in Bezug auf Ihre eigene Arbeit auch keine Grenzen?

Lola Dupre: Ich versuche, frei von Mustern zu bleiben, aber wir tun, was wir tun, und bilden unweigerlich Gewohnheiten und Rituale. Wenn ich arbeite, versuche ich, alle Richtungen offenzulassen, und ich sage nie "nein" zu einer Idee.

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Lisa Zirngast: Wenn man sich Ihre Arbeit ansieht, werden Schönheitsnormen, insbesondere in Bezug auf den weiblichen Körper, immer wieder thematisiert. Warum ist die Darstellung von Frauen für Sie so wichtig?

Lola Dupre: Ich versuche, mit allen Arten von Abbildungen zu arbeiten – Frauen, Männer, Tiere oder Gebäude. Ich denke, wenn man nach einem bestimmten Motiv in meiner Arbeit sucht, wird man es wahrscheinlich finden, aber man kann auch nach etwas anderem suchen und genauso darauf stoßen. Meine Arbeit ist ein Spiegel, der der Welt um uns herum vorgehalten wird und das reflektiert, dem wir nicht entkommen können.

Foto: Lola Dupre

Lisa Zirngast: Können Sie uns sagen, woran Sie derzeit arbeiten oder worüber Sie im Moment nachdenken?

Lola Dupre: Ich arbeite derzeit an neuen Tierporträts.

 

Lisa Zirngast: Wenn Sie mit drei Künstlern – tot oder lebendig –  zu Abend essen könnten, wer wären diese und warum?

Lola Dupre: Schwierige Frage! Im Moment wären es William Blake, Vivian Maier und Basquiat, weil sie so individuelle Persönlichkeiten sind.

 

Dieses Interview erschien im Original in der Printausgabe von L'Officiel Cyprus. 

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Foto: Lola Dupre

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