Die Hiltons: Von It-Girls zu Business Women
Der Name Hilton ist – endlich – wieder in aller Munde. Die Familie rund um die international bekannte Hotelkette ist so gut wie ausnahmslos jedem ein Begriff. Paris und Nicky Hilton verpassten Anfang der 2000er weder rote Teppiche noch Celebrity Events und galten als It-Girls der ersten Stunde. Sie waren Trendsetter und Dauergäste auf den Front Pages der meistgelesenen Klatsch & Tratsch Magazine. Heute sind sie erfolgreiche Unternehmerinnen. Und das lange vor den Kardashian-Jenners.
Lange Zeit im Hintergrund, ist es nun Matriarchin Kathy Hilton, die sich von Massen auf Social Media feiern lässt. Seit diesem Jahr ist die 62-Jährige Teil der 11. Staffel der US-amerikanischen Reality-TV Show „The Real Housewives of Beverly Hills” des Kabelsenders Bravo. Schon nach wenigen Folgen war klar, dass Kathy ein Zuschauerliebling ist, und das nicht nur in den Staaten. Seitdem Netflix die Show in sein reiches Sortiment aufgenommen hat, werden die Leben der Housewives nun weltweit verfolgt. In Österreich läuft die Erfolgsproduktion übrigens jeden Freitag auf dem Sender Sixx.
Zuletzt erschien das blonde Trio in Juicy Couture Tracksuits auf dem Cover des amerikanischen Magazins Footwear News. Das Bild geschossen in Kathys Kleiderschrank machte auf Instagram seine Runden und demonstrierte, dass die Hiltons offiziell zurück sind.
Für Paris Hilton lief es wohl noch nie besser. In „Cooking With Paris”, ihrer von Netflix produzierten Kochshow, ladet sie berühmte Freunde wie Kim Kardashian oder Demi Lovato in ihre Küche ein, um dort dreigängige Menüs zu zaubern. Unpraktisch glamouröse Outfits, Spitzenhandschuhe und charmante Ahnungslosigkeit machen die Show zur sympathischen Selbstparodie. Bruno Sialelli, Creative Director von Lanvin, machte Paris zur Muse der SS21 Kampagne des französischen Modehauses. Für ihn ist es die Tatsache, dass die Hotelerbin die Art wie Celebrities mit der Welt kommunizieren revolutionierte. Bohemian Prints treffen auf Disco-Glitter und starke Schnitte, die gekonnt ihre elegante Seite zum Vorschein kommen lassen. Ihr privates Glück hat sie mit ihrem Verlobten dem US-Unternehmer Carter Milliken-Reum gefunden.
Paris ist die älteste Tochter und das erste Kind von Kathy und Richard Hilton und wurde 1981 in New York City geboren. Blickt man auf ihre bisherige Karriere zurück, scheint es kaum etwas zu geben, was Paris nicht gemacht hat. Neben ihrer wohl größten Rolle, dem unangefochtenen Y2K It Girl, ergatterte sie Nebenrollen im Film „House of Wax” (2005) und der TV-Serie „Supernatural” (2009). Ihre schauspielerischen Erfahrungen mündeten in fünf Goldenen Himbeeren. Im Jahr 2006 hörten wir wohl alle Paris erfolgreichste Single „Stars Are Blind”, welcher über die Jahre weitere Songs folgten, jedoch keiner so ikonisch. Ganz aufgegeben hat die Hotelerbin die Musik nicht, tritt sie doch regelmäßig in den größten Clubs und auf ausverkauften Festivals als D-Jane auf. Auch in Sachen Schriftstellerei ist die heute 40-Jährige vertreten. Ihr Buch „Confessions of an Heiress: A Tongue-in-Chic Peek Behind the Pose” wurde 2004 veröffentlicht und hielt sich über Wochen in den Top 10 der New York Times Bestseller-Liste.
Ohne ihr Einverständnis und, zweifellos, gegen ihren Willen kam 2004 ein Sexfilm heraus. Betitelt „1 Night in Paris” wurde der von ihrem Exfreund Rick Solomon gedrehte Porno als VHS wie auch DVD vertrieben und erhielt im Jahr darauf bei den AVN Awards die Auszeichnung als bestverkaufter Sexfilm. Hilton ließ sich dies zurecht nicht gefallen und verklagte Solomon, was zu einer Entschädigung in der Höhe von $400.000 und Beteiligung am Verkaufserlös führte. Leider blieb das nicht Paris einziger Skandal.
In 2007 wurde ihr der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen, Paris fuhr jedoch weiterhin Auto und wurde deswegen vor Gericht zu 45 Tagen Gefängnis verurteilt. Nach einer kurzen Zeit in Hausarrest ging es wieder zurück ins Frauengefängnis, wo sie schnell aufgrund von guter Führung entlassen wurde. Drei Jahre später folgte eine Geldstrafe und 200 Stunden gemeinnützige Arbeit für den Besitz von Kokain.
Die Show, die Paris Hilton berühmt machte, war „The Simple Life”. Von 2003 bis 2007 lernte sie gemeinsam mit Nicole Richie das einfache Leben fernab vom gewohnten Luxus kennen. Selbst heute trifft man auf Twitter oder Instagram immer wieder auf Clips der Show, die wegen der Naivität und Ahnungslosigkeit der beiden tausendfach geklickt werden. Was man jedoch nach fast fünfzehn Jahre erfährt, ist, dass die Rolle des dummen Blondchens zwar von den Produzenten gewünscht wurde, jedoch seinen Ursprung ganz woanders hatte.
„This Is Paris” ist die fast zweistündige YouTube Dokumentation des It-Girls, die der Welt eine ganz andere, fremde Paris zeigt. Darin spricht sie zum ersten Mal über den Missbrauch, welchen sie als Teenagerin auf einem Internat im US-Bundesstaat Utah erlebte. Die traumatischen Erlebnisse, welche selbst der engsten Familie unbekannt waren, führten dazu, dass Paris ein Alter Ego erfand – die perfekte Barbie als Schutzschild und Verarbeitungsmechanismus. “Viele unterschätzen mich. Ich bin einfach gut darin, die dumme Blondine zu spielen,” sagte sie in einem Interview mit Netflix. So sehr sie die Vorfälle der Vergangenheit belasteten, entschied sich Paris trotzdem dazu, vor den Senat zu treten. Die Anhörung führte zu dem Erlass eines Gesetzes in Utah, welches die Sicherheit der SchülerInnen in solchen Einrichtungen gewährleistet. Als Nächstes möchte sie dieses in allen 50 Staaten durchsetzen. Aus ihrem größten Trauma wurde ihr größter persönlicher Erfolg.
Ebenso ein It-Girl, jedoch aufgrund ihres Stils und Expertise in Sachen Mode gilt Nicky als der ruhige Counterpart zu ihrer nicht so Skandal-freien Schwester. Wenn Nicholai Olivia Hilton, so ihr voller Name, in den Magazinen der Welt auftauchte, dann wegen ihres New York City Streetstyles. Schließlich besuchte sie Kurse auf zwei der renommiertesten Designschulen der Stadt – dem Fashion Institute of Technology und Parsons: The New School. Nicky blieb der Modewelt stets treu. Sie arbeitete mit unterschiedlichen Labeln zusammen und designte eigene Linien für Kleidung und Art déco Schmuck. Mit dem Online Retailer eLuxe entstand eine Kollektion inspiriert von den Garderoben ihrer Familie, Handtaschen entwarf sie zusammen mit LINEA PELLE, und als großer Fan der Londoner Marke French Sole ließ sie es sich nicht nehmen, eine Reihe von Ballerinas zu kreieren. Das Besondere an Nicky Hiltons Projekten? Sie sind immer leistbar. Etwas, worauf die 37-Jährige großen Wert legt.
Foto: nickyhilton.com
Trotz ihrer berühmten Familie, gelang es Nicky stets normal und zugänglich zu wirken. Dies spiegelt sich nicht nur in ihrem leger lässigen Style, sondern auch in ihrem Buch „365 Style” wider. 2014 im Harlequin Verlag erschienen, wird darin erklärt, dass man anstatt eines großen Budgets lieber auf sein Selbstbewusstsein achten sollte. Nickys Erfolgsrezept? Drei Aspekte aus seinem eigenen Lifestyle herausfiltern und für diese sechs Staple Pieces und fünf essenzielle Accessoires bereit haben.
Was ihr Privatleben anbelangt geht es dort um einiges traditioneller zu als in dem ihrer großen Schwester. Die zweite Tochter von Kathy und Richard Hilton ist nämlich seit einiger Zeit Mitglied zweier einflussreicher Familien. Im Sommer 2010 heiratete sie James Rothschild, Mitglied der Bankiersfamilie, in The Orangery des Kensington Palace in London in einem $77,000 Valentino Haute Couture Kleid. Das Paar lebt mit seinen zwei Töchtern Lilly und Teddy, kurz für Theodora, in New York City.
Hinter den berühmtesten Familien der Welt steht eine starke Frau. So auch bei den Hiltons. Als Mutter von Paris und Nicky wie auch zwei Söhnen, Barron und Conrad, kannte man Kathy von High Society Events, Galas und Roten Teppichen. Das änderte sich doch mit ihrer Teilnahme an der 11. Staffel von „The Real Housewives of Beverly Hills”. Gemeinsam mit Halbschwester Kyle Richards Umansky, erscheint Kathy nun wöchentlich auf den Bildschirmen der begeisterten Zuschauern. Sie ist jedoch kein Neuling vor der Kamera.
Foto: Bravo Media
Als Kinderstar spielte Kathleen „Kathy” Avanzino in Serien wie „Verliebt in eine Hexe” mit bevor sie im November 1979 Hotelerben und Unternehmer Richard Hilton heiratete, welchen sie mit 15 Jahren auf einer Privatschule kennenlernte. Derselben Ort war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft mit Michael Jackson. Mit ihren vier Kindern lebten sie lange Zeit im Big Apple, unter anderem über Jahre im Waldorf Astoria, und zogen später nach Bel Air, Los Angeles.
Vor Kathys Zeit als Real Housewife verkaufte sie 2002 eine Bekleidungslinie über den Homeshopping Kanal QVC und brachte 2012 eine Kollektion von Partykleidern heraus, die in den US-amerikanischen Kaufhausgiganten Neiman Marcus, Saks Fifth Avenue und Nordstorm erhältlich war. Als engagierte Philanthropin setzt sich Kathy immer wieder für Wohltätigkeitsorganisationen ein, sammelte durch Auktionen Geld und spendet dieses an die Make-A-Wish Foundation.
Jahrelange Fans der Beverly Hills Housewives waren gespannt auf Kathy, die zuvor durch ihre Schwestern Kim und Kyle in der Form von kurzen Gastauftritten zu sehen war. Binnen weniger Episoden entwickelte sie sich schnell zum Publikumsliebling. Mit ihrer gelassenen, humorvollen Art und Vorliebe für Streiche, verliebten sich die Zuschauer Hals über Kopf in „Prankster Kathy”. Immer eine große Handtasche mit ihrem halben Haushalt darin am Arm, wird ihr Faible für gutes Personal und spontanen Extrawünschen schnell klar. Anstatt dies als Diva-Allüren abzutun, zeigen die anderen Frauen Verständnis, wenn nicht sogar Respekt. „Es ist schließlich Kathy,” heißt es oft.
Durch deren diverse Shows, Unternehmen und Projekte hat man nun endlich die Chance, hinter die Kulissen des Lebens der drei kultigen Blondinen zu blicken. Stets authentisch, überraschend bodenständig und manchmal sogar verletzlich präsentieren sich Kathy, Paris und Nicky, und haben dadurch in den vergangenen Monaten nicht nur loyale Fans mit ihrer Offenheit überrascht, sondern auch viele davon überzeugt, dass mehr als erwartet in ihnen steckt.
Für die Cover Story mit Footwear News gibt Kathy Hilton Einblicke in ihren Kleiderschrank. In dem Video bezeichnete Paris die pinke Hermès Kelly Bag als Birkin, im Glauben die beiden Taschenklassiker seien Ein und Dasselbe. Kathys Antwort? „Weißt du was? Ich bin froh, dass du all das nicht weißt.”