Nadja Swarovski: Nachhaltigkeit ist unsere Pflicht
Seit bald 125 Jahren zählt Swarovski zu den schillerndsten Namen in der österreichischen Wirtschaft – wie gelingt der Spagat zwischen Tradition und Innovation?
Innovation liegt in unserer DNA – Firmengründer Daniel Swarovski war ein Pionier und hat das nicht nur mit seiner neuen Technik, Glas zu schneiden, unter Beweis gestellt, sondern auch in vielen sozialen Aspekten. Deswegen würde ich sagen: Es liegt in unseren Genen. Wir sind also ein Unternehmen, das aufgrund der 125-jährigen Geschichte vielleicht als traditionell bezeichnet werden kann, aber stets darum bemüht ist, etwas Neues zu schaffen.
Was sind dabei heute die Herausforderungen für das Unternehmen?
Wir leben im digitalen Zeitalter und müssen hinterfragen, welche Möglichkeiten sich hier eröffnen. So haben wir etwa ein neues Store- Konzept für das kommende Jahr geplant, das die Architektin und Designerin Patricia Urquiola gestalten wird. Zu viel darf ich noch nicht verraten, nur dass es hier noch viel mehr Interaktion zwischen dem Kunden und der Marke geben wird. Auch unsere Digital Landscape hat sich erhöht und wir haben einen Hub für unsere Business-to-Business- Sparte kreiert, wo Kunden direkt Kristalle, auch in kleineren Mengen, bestellen können. So hilft uns die Digitalisierung auch, direkter in Kontakt mit den Kunden zu treten und schneller zu reagieren.
Auch die Verantwortung gegenüber der Umwelt nimmt man bei Swarovski sehr ernst...
Ich denke, wenn man über Tradition spricht, kann man auch durchaus über Familienwerte sprechen oder die Werte eines Unternehmens – und da sind es jene von Daniel Swarovski, die uns hierher gebracht haben und uns auch in die Zukunft führen werden: durch unsere Foundation, die Wasserschule und unsere interne Sustainability-Abteilung.
Können Sie das ein wenig im Detail ausführen?
Wir sind beispielsweise Mitglied des „UN Global Compact“. Unternehmen verpflichten sich dabei, zehn wichtige Prinzipien einzuhalten – von Menschenrechten bis zum Einsatz von umweltfreundlichen Technologien. Außerdem sind wir Mitunterzeichner der „UN Woman Empowerment Principles“ und leben diese Grundsätze weltweit. Unsere Wasserschule, die bald ihr 20-jähriges Jubiläum feiert, unterstützt wiederum dabei, Bildungsarbeit zu fördern. Man merkt hier ganz deutlich: Je mehr wir Kindern Themen wie den Schutz von Wasser lehren, desto schneller entsteht ein Verständnis für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource. Hier kann wirklich jede Person einen positiven Einfluss auf die Welt und ihre Zukunft haben.
Natürlich ist es großartig, dass ein Privatunternehmen sich derart einsetzt – aber wäre hier nicht die Politik gefragt?
Ja, auf alle Fälle ist das auch eine Frage der Politik! Die zieht leider nicht immer so schnell mit. Ich sehe hier aber nicht nur Politik und Unternehmen allein verantwortlich, sondern jeden Menschen ganz individuell – jede Initiative hilft!
Was wäre denn hier ihr Appell an die restliche Modeindustrie?
Mein Wunsch wäre, dass die diversen Firmen einfach die Zeit und das Geld investieren, um bessere Methoden zu implementieren. Man muss auch das Konzept der Massenproduktion hinterfragen. Swarovski hat beides getan und ich kann mit Stolz sagen: Wir agieren nachhaltig! Eine Entwicklung, die wir auch bei anderen großen Gruppen sehen, aber leider gibt es noch zu viele Fast-Fashion-Firmen. Dafür braucht es auch ein anderes Kaufverhalten der Konsumenten, die im Endeffekt den Markt bestimmen.
Gerade für junge Designer ist das oft eine finanzielle Herausforderung.
Das ist das Traurige an der Sache! Aber ich glaube, dass das aktuell nur eine Zeitepoche ist. In zehn bis 15 Jahren wird das hoffentlich nicht mehr der Fall sein. Deshalb kooperieren wir mit den unterschiedlichsten Modeinstitutionen wie etwa dem German Fashion Council, den Fashion Awards in London oder ANDAM in Paris und helfen mit unserem Mentorenprogramm jungen Designern dabei, nachhaltig zu werden.
Ist Sustainability ein Luxus, den sich nur sehr erfolgreiche Unternehmen leisten können?
Nein, das glaube ich nicht – man muss es einfach machen! Ja, wir haben investiert und nicht nur auf Gewinnmaximierung gesetzt, aber unterm Strich ist es unsere Pflicht.
Foto: Nick Knight