Fashion

Wie helfen uns die Farben in unserer Kleidung bei der Selbstfindung, Lisa Pippus?

Lisa Pippus ist Image-Beraterin für Unternehmen und Privatpersonen und fokussiert sich dabei besonders auf das Hilfsmittel der Farbe. Um ihren Kund:innen bei der Findung ihrer Markenidentität zu helfen, hat sie ein ganz besonderes Konzept entwickelt.
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Was ziehen Sie am liebsten an, wenn ein wichtiger Termin ansteht und sie sich selbstbewusst fühlen wollen? Welches Outfit holen Sie an diesem Tag aus dem Schrank, um Ihrem Gegenüber ohne Worte direkt zu vermitteln, wer Sie sind? Die Image-Beraterin Lisa Maria Pippus beschäftigt sich genau mit diesen spannenden Fragen. Ihr Hauptthema: Welche Farben helfen uns dabei unsere Außenwirkung gezielt zu beeinflussen und wirkungsvoll unsere Markenidentität aufzubauen. Das ist für jeden Menschen sehr individuell. Um das Farbschema und die gewünschte Stilveränderung ihrer Kund:innen zu bestimmen, hat sie eigens eine Methode entwickelt, die diesen Prozess für jede Kund:in möglich macht. Wir haben mit ihr über den Einflussreichtum von Farben gesprochen und darüber, womit sie den Menschen am liebsten durch ihre Arbeit hilft. 

 

Ihrer Website konnte ich entnehmen, dass Sie sich selbst als Personal Brand Coach bezeichnen, aber ich weiß, dass Sie eine faszinierende Nische gewählt haben. Könnten Sie unseren Leser:innen mehr darüber erzählen, womit Sie Ihren Kund:innen helfen? 

Lisa Maria Pippus: Ich würde mich als "Brand-Architektin" bezeichnen. Ich helfe jungen Führungskräften, die Sprache zu finden, mit der sie auftreten wollen und durch die Ihre Brand wahrgenommen werden soll. Ich helfe ihnen auch dabei, herauszufinden, wo sie sich auf dem Stilglobus befinden. Es gibt ein schönes Zitat von Warren Bennis: "Eine Führungskraft zu werden ist gleichbedeutend damit, sich selbst zu werden." All dies ist durch die Farbe sehr stark miteinander verbunden. Die Reise, auf die ich die Menschen mitnehme, ist eine Reise zu sich selbst. Das ist der einzige Weg, wie man jemals zu Macht kommen kann. Und das ist auch der Punkt, an dem die Auseinandersetzung mit den Farben beginnt.

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Foto: Lisa Maria Pippus.

Können Sie uns ein wenig darüber erzählen, wie Sie zu diesem Forschungsbereich gekommen sind?

Lisa Maria Pippus Ich habe in Kanada und Italien Mode studiert. Ich habe mich immer mit dem oberflächlichen Charakter dieser Branche schwer getan. Dann hatte ich eine Kundin, die sehr aufgeregt war, weil sie nach Paris reisen wollte. Ich fragte sie daraufhin: Was trägst du, um dich selbstsicher und wohl zu fühlen? Sie wusste es nicht. Und in diesem Moment tat sich ein neuer Weg auf. Würde ich ihr nur sagen, welche Kleidung ich für den Anlass gut hielt, hätte sie immer noch kein System, das sie für sich mitnehmen und wiederholen konnte. Also beschloss ich, eine eigene Methode zu entwickeln. 

 

Was ist ein typischer Bereich, in dem Ihre Kund:innen als Personal Brand Coach Ihre Hilfe benötigen? 

Lisa Maria Pippus: Die meisten Menschen kommen zu mir, weil sie sichtbarer und selbstbewusster werden wollen. Und sie brauchen Hilfe, um ihre Stimme zu finden, während sie ihre persönliche Marke aufbauen. Sie wollen selbstbewusst und professionell auftreten, wissen aber nicht, wie. Ich hatte zum Beispiel eine Kundin, die sagte, dass die Leute nicht sehen und glauben, dass sie einen Abschluss von einem Elite-College hat. Also habe ich ihr geholfen, eine stilistische Antwort auf die Frage finden: Wie kleidet man sich als Frau, die einen Ivy-League-Abschluss hat? Ich beginne also damit, sie zu malen, damit sie sieht, wie sie derzeit wahrgenommen wird - auch farblich. Anschließend eruieren wir gemeinsam, wie sie in Zukunft gesehen werden will.

"Die meisten Menschen kommen zu mir, weil sie sichtbarer und selbstbewusster werden wollen."
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Foto: Lisa Maria Pippus.

Und wie gehen Sie dabei genau vor? 

Lisa Maria Pippus: Um helfen zu können, muss man Bewertungskriterien aus dem Geist, dem Herzen und der Seele eines Menschen sammeln. Also lasse ich meine Kund:innen Bilder auswählen. Von Kunst, Essen, Mode, Möbeln - alles, von dem sie meinen, dass es ihre Persona definiert. Und dadurch verstehe ich ihre Tendenzen, und es entsteht eine Farbpalette und ein eigener Stil. Um seinen eigenen Stil zu finden, muss man sich eigentlich 20.000 Kleidungsstücke ansehen und sie dann eingrenzen. Noch nie zuvor in der Geschichte hatten wir eine so große Auswahl an Kleidungsstücken, da ist es natürlich schwierig, unseren Stil zu definieren. Aber ich habe diesen Prozess für sie erleichtert. 

 

Können Sie uns mehr über diesen Prozess erzählen? 

Lisa Maria Pippus: Dafür habe ich das Konzept der 12 Fashion Personas ins Leben gerufen. Sie repräsentieren praktisch 12 Positionen auf dem Stilglobus. Und sind aus der Welt des Films heraus entstanden. Ich finde immer, dass man in Filmen die Markenidentität einer Person sofort anhand des Stils und der Farbe ihrer Kleidung erkennen kann. Man schaut sich die Figuren an und weiß sofort: Sie ist die Chefin oder die nomadische Künstlerin. Meine Kund:innen wissen instinktiv, zu welcher der 12 Personas sie sich hingezogen fühlen - natürlich können wir sie auch mischen. Und dann machen wir von da aus weiter.

 

In letzter Zeit haben Sie sich intensiv mit dem Thema Chromophobie auseinandergesetzt. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen? 

Lisa Maria Pippus: Bei meiner Arbeit in den letzten 18 Jahren habe ich festgestellt, dass in unserer Gesellschaft eine allgemeine Angst vor Farben besteht. Manchmal sind meine Kund:innen überrascht, dass sie bei der Zusammenstellung ihrer Farbpalette kein Schwarz finden. Bei vielen meiner Kund*innen, vor allem aus Europa, ist 50 % ihrer Garderobe schwarz. Da gilt es erst einmal aufzuklären, dass es auch andere Farben gibt, die der Symbolik von schwarz gleichkommen, ohne düster zu sein. Manche Farben helfen dabei, als zugänglicher und freundlicher wahrgenommen zu werden, und manche helfen dabei, ernster genommen zu werden und selbstbewusst auszusehen. Manche Menschen wirken durch Schwarz stärker, andere lässt schwarz verschwinden.

"Ein großer Teil unseres Verständnisses der Farbsymbolik stammt aus der Philosophie und der Kunst. Und diese sind für eine Leinwand durchaus relevant, aber nicht für einen Menschen."
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Foto: Lisa Maria Pippus.

Meinen Sie, dass sich die Art, wie wir Farben verstehen und an Menschen wahrnehmen durch die Jahrhunderte stark verändert hat? 

Lisa Maria Pippus: Ein großer Teil unseres Verständnisses der Farbsymbolik stammt aus der Philosophie und der Kunst. Und diese sind für eine Leinwand durchaus relevant, aber nicht für einen Menschen, wenn es darum geht zu verstehen, wie man Farbe einsetzt, um sich zu entfalten. Goethe sagte, dass leuchtende Farben nur von ungestümen und ungebildeten Menschen getragen werden. Und auch heute noch haben leuchtende Farben diesen kühnen und wilden Beigeschmack. Sogar der Tagesspiegel zitierte Goethe letzte Woche, wie er damals Lila als eine Farbe für alte Damen beschrieb, die sexuelles Interesse ausdrücken, aber nicht zu vordergründig dabei sein wollen. Der Punkt ist also: Was vor Hunderten von Jahren über Farben gesagt wurde, beeinflusst uns auch heute noch.


Wie interpretieren Sie die stärkere Präsenz von Farbe in den weltweiten Modekollektionen im Jahr 2021? 

Lisa Maria Pippus: Ich glaube, dass in der Welt derzeit ein sehr starkes Verlangen nach Farbe herrscht. Besonders in diesen Zeiten. Wenn man sich die Inhalte auf sozialen Medien anschaut, ist jeder von Farbe fasziniert: Menschen tragen aktuell gerne farbenfrohe Kleidung, teilen Bilder von schönen Sonnenuntergängen oder bunte Schnappschüsse vom leckeren Lunch. Es gibt eine sehr intensive Sehnsucht nach Fabe, von der wir wissen, dass sie gerade jetzt gut für unsere Seele ist. Aber bei all der Bewunderung für die Außenwelt sollte man nicht vergessen, dass man selbst auch von Farbe erfüllt ist. Jetzt braucht es nur noch ein wenig Hilfe, um das in Ihren persönlichen Stil zu übertragen.

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