Christie's Auktion: Versteigerung einer Haute Couture-Garderobe
Bei Christie's fand diese Woche eine Auktion der schönsten Haute Couture-Kleider statt. Von Chanel über Givenchy bis hin zu Valentino waren große Luxusmarken vertreten. Ein Blick auf die traumhaften Kreationen der wichtigsten Designer:innen der Vergangenheit und Gegenwart.
Das Auktionshaus Christie´s mit Hauptsitz in London verrichtet seine Geschäfte in 46 Ländern, verfügt über 10 Verkaufsräume weltweit und betreibt eine Plattform für Online-Auktionen. Christie´s ist auf Versteigerungen im Bereich Kunst und Luxusgüter spezialisiert.
Anlässlich der Fashion Week führte das Unternehmen vom 11. bis 25. Januar eine Online-Versteigerung der besonderen Art: 115 Haute-Couture-Stücke wurden aus der Sammlung von V.W.S - De Beijing à Versailles versteigert. Die hochwertige Sammlung wurde von einer Kunstliebhaberin angehäuft und enthält vor allem Stücke aus den 1970er bis 1990er Jahren.
Bereits bei der Auktion The Exceptional Sale wurden zwei Exemplare aus dieser Sammlung veräußert. Eines davon erzielte einen Weltrekord. Der bestickte Abendmantel aus der Chanel Haute Couture Herbst/Winter 1996-Kollektion wurde um sagenhafte € 277.200 verkauft. Das Los erwarb ein großzügiger Unterstützer der Victoria National Gallery in Melbourne, Australien. Bald wird der Mantel, entworfen von Karl Lagerfeld, in der Sammlung des Museums zu sehen sein.
Die vielseitige Auslese umfasst die großen Modeschaffenden des 20. Jahrhunderts und zeigt ihre feine Handwerkskunst und Kreativität. Zur Auswahl standen unter anderem Cocktailkleider, Tages- und Abendkleider, bestickte Stücke oder Rock- und Hosenanzüge. Die Vielfalt der verwendeten Materialien und Stile lassen die Werke der Couturiers als individuelle Kunstwerke wirken.
Präsentiert wurden die vielfältigen Stücke in einer speziellen Szenografie, die in Zusammenarbeit mit der Architektin Aline Asmar d'Amman entworfen wurde. Die Libanesin ist außerdem die Gründerin von Culture in Architecture mit Sitz in Paris und Beirut. Bei ihren Projekten versucht sie, Kulturen durch Modernität, Poesie und Materialität miteinander zu verknüpfen. Ihre Innenausstattungsprojekte sind weltweit gefragt.
So realisierte sie schon die Ausstattung des Restaurants Le Jules Verne auf dem Eiffelturm und die laufende Umwandlung des Palazzo Dona Giovanelli in das künftige Orient Express Hotel. Sogar mit Karl Lagerfeld konnte sie schon zusammenarbeiten. Für ihn durfte sie die Dekoration in seinem Hôtel de Crillon übernehmen und bei seiner Sammlung funktionaler Skulpturen, 'Architectures', für die Carpenters Workshop Gallery mitarbeiten.
Aline Asmar d'Amman ist nicht nur in der Innenarchitektur vertreten. Auch als künstlerische Leitung und Entwicklerin von Bühnenbildern ist sie tätig. Im Jahr 2022 entwarf sie das architektonische Bühnenbild für den libanesischen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig und präsentierte dazu ihre Möbelkollektion.
Ich war überwältigt von dem Reichtum der privaten V.W.S.-Sammlung, die eine Brücke zwischen den Kulturen schlägt, die durch das außergewöhnliche Know-how der Pariser Haute Couture ins rechte Licht gerückt werden. - Aline Asmar d'Amman
Der exquisite Kleiderschrank
In der Sammlung befinden sich prächtige Haute-Couture-Stücke, von denen manche Kreationen vom Maison Lesage bestickt wurden. Die Eröffnung machte ein wunderschönes violettes Samtkleid, verziert mit Perlen und dem Rosenmotiv “Tudor” aus dem Hause Chanel und unter der Leitung von Karl Lagerfeld. Zu ersteigern gab es auch ein schwarzes Samt-Ensemble von Hubert de Givenchy aus dem Jahr 1979. Als Hommage an Elsa Schiaparelli wurde es mit roten Satin-Mündchen ausgeschmückt.
Einige Stücke trugen Kombinationen aus den Farben Schwarz und Weiß, wodurch sie gleichermaßen Modernität und Eleganz ausstrahlen. Von Givenchy gab es ein langes Abendkleid aus elfenbeinfarbenem Crêpe mit schwarz-bestickten Pailletten (1983). Aber auch farbige Designs enthielt die Sammlung. Alexander Mc Queen war mit einem atemberaubenden Mantel aus grünem Satin und schwarzer Perlenspitze von 1997-1998 vertreten.
Die Schätzpreise der Haute-Couture-Kleidungsstücke liegen zwischen € 400 und € 4.000. Auf Wunsch der Familie ging eine Spende von 5 % des Gesamtergebnisses an das Musée des Arts Décoratifs in Paris.
Versteigerung von André Leon Talley´s Sammlung ab 27. Januar
Diese Woche startete auch die Auktion der Sammlung des legendären Moderedakteurs André Leon Talley. Er schaffte es, als erster schwarzer Mann den Titel Creative Director der American Vogue zu bekommen. Seine umfangreiche Sammlung enthält Haute Couture-Stücke, Handtaschen und Schmuck. Es war seine Leidenschaft für Schönheit und Stil, die ihm zum Sammeln brachten. Aufgrund seiner guten Beziehungen zu bekannten Designern, erhielt er einige Lose von Größen wie Karl Lagerfeld, Miuccia Prada und Ralph Rucci. Die Auktions-Kollektion umfasst die Modegeschichte der letzten 50 Jahre.
André Leon Talleys modisches Gespür war einzigartig und zeitlos. Er war kategorisch schick, und die Kollektion, die er im Laufe seines Lebens anhäufte, war unvergleichlich. - Elizabeth Seigel, Christie's Head of Private and Iconic
Anfang 2022 verstarb Talley infolge von Komplikationen eines Herzinfarktes und einer Covid-19-Infektion im Alter von 73 Jahren. Die Sammlung wird als sein Nachlass versteigert, um mit den Erlösen die Projekte zu unterstützen, denen er sich auch zu Lebzeiten gewidmet hatte. Die Spenden werden an die Abyssinian Baptist Church in New York und die Mt. Sinai Missionary Baptist Church in Durham gehen. Die Versteigerungen finden in einer Reihe von Online- und Live-Auktionen ab dem 27. Januar 2023 statt.
Christie´s Auktionshaus
Christie´s gibt es seit 1766. Über 80 Kunst- und Luxusgüterkategorien werden in den Auktionen und Privatverkäufen abgedeckt. Die Auktionspreise erreichen dabei einige hundert Euro bis hin zu über 100 Millionen Euro. Kunstauktionen, wie Salvator Mundi von Leonardo da Vinci (2017) oder Shot Sage Blue Marilyn von Andy Warhol (2022) schafften dabei Höchstpreise.
Christie´s hat international eine gute Reputation, die durch ständige Weiterentwicklung in den technologischen Bereichen profitiert. Die Hälfte der Verkäufe wird über Online-Auktionen erzielt. Durch virtuellen Touren, Augmented Reality und Hologrammen können Versteigerungsobjekte auch von der Ferne ganz nah betrachtet werden. Das Auktionshaus ist zudem Vorreiter der Digitalisierung in der Kunstwelt: Im März 2021 war Christie´s das erste Auktionshaus, dass ein digitales Kunstwerk mit einem NFT (Beeple´s Everydays) koppelte, zum Verkauf anbot und auch noch eine Kryptowährung als Zahlungsmittel akzeptierte.
Fotos: PR