Pinkflation: Wenn Mode für Frauen teurer wird
Wie eine Untersuchung kürzlich ergab, sind Frauen stärker von der aktuellen Inflationskrise betroffen als Männer. Dieses neue Konzept hat jetzt einen Namen: Pinkflaktion.
Es ist kein neues Phänomen, dass Produkte, die für Frauen vermarktet werden, zu höheren Preisen verkauft werden als Produkte für Männer. Als klassisches Beispiel werden oft Rasierer genannt. Auch Dienstleister, wie Friseursalons schlagen für Frauen andere Preise an - und das obwohl bei Kurzhaarschnitten nicht jeder gleich aufwändig ist.
Das Ausmaß dieses Phänomens ist groß und als "rosa Steuer" bekannt. Die Tatsache, dass die Inflationsrate bei diesen Produktpreisen für Frauen doppelt so hoch ist, ist jedoch relativ neu. Doch was tun mit der Pinkflation?
Nach Angaben von Eurostat ist die jährliche Inflationsrate in der Eurozone im Juni 2022 auf 8,6 % gestiegen, gegenüber 8,1 % im Mai 2022. Diese Preissteigerungen sind zum Teil auf den Krieg in der Ukraine, aber auch auf die Covid-19-Pandemie und die Klimakrise zurückzuführen. In einer kürzlich von der Firma Comparatis durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass die Preise für Herrenbekleidung in 20 Jahren für Männer um 0,3 % und für Frauen um 6,51 % gestiegen sind und dass Frauen im Opfer der Inflation sind.
Inflation ohne ersichtlichen Grund
Die Inflation ist also in den Verkaufsregalen der Frauen nachgewiesen. Aber was ist dann der Grund? Warum ist nur Frauenkleidung von diesem Preisanstieg betroffen?
Die "rosa Inflation" ist eine direkte Anspielung auf die "rosa Steuer", ein Begriff, mit dem ein geschlechtsspezifischer Preisunterschied zwischen ähnlichen Produkten und Dienstleistungen zu Lasten der weiblichen Verbraucher beschrieben wird, und ist schwer zu erklären. So wird beispielsweise Damen- und Herrenbekleidung in der Regel aus denselben Rohstoffen und in denselben Fabriken hergestellt. Außerdem dürfte die schiere Anzahl der Akteure im Bereich der Damenmode die Marken davon abhalten, die Preise zu erhöhen und so die Gesetze von Angebot und Nachfrage zu respektieren.
"Aus wettbewerbsrechtlicher Sicht gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum die Damenmode teurer geworden ist, während dies bei der Herren- und Kindermode nicht der Fall ist", erklärt Michael Kuhn, Konsumentenexperte bei Comparis, einem Preisvergleichsdienst, der an der Studie mitgewirkt hat.
Es ist nur eine Frage des Aussehens?
Wie lässt sich also diese Diskrepanz rechtfertigen? Handelt es sich um ein weiteres Beispiel für die "unsichtbare Hand" von Adam Smith oder einfach um einen Zufall? Die Erklärung ist ein wenig rationaler: "Weibliche Kunden reagieren weniger elastisch auf Preiserhöhungen bei Modeartikeln". Männer hingegen "scheinen eher geneigt zu sein, bei Preiserhöhungen auf das billigste Produkt zu verzichten oder auf dieses auszuweichen. Das befürchten zumindest die Produzenten", berichtet die NZZ am Sonntag. Mit anderen Worten: Die Textilindustrie spekuliert auf das Konsumverhalten der Frauen.
Dominique Grisard, Dozentin am Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Basel, sagte der NZZ, dass "die Preise die Tatsache widerspiegeln, dass Frauen in unserer Gesellschaft mehr Wert auf ihre Selbstdarstellung legen", was dem Einzelhandel zugute kommt.
Die Preiserhöhung würde ihren Einkaufsbummel in der Tat nicht stoppen. Dies erinnert uns nur an die preislichen Ungleichheiten, denen Frauen bereits ausgesetzt sind, insbesondere in der Hygieneabteilung oder in Friseursalons. Vor allem sollte man bedenken, dass es zwei gleichwertige Produkte gibt: eines für Männer und eines für Frauen. Das für Frauen bestimmte Produkt wird immer teurer sein.