Manuel W. Stepan: Eine Neuinterpretation der Pop Art
Herr Stepan, Ihr Portfolio als Film- und Kreativdirektor umfasst ja einiges. Sie beherrschen die Sprache der Werbung und waren bereits erfolgreich für Marken wie Eskimo, Vöslauer, Nespresso oder Media Markt tätig. Was hat Sie dazu bewegt Classic Pop Art neu zu definieren?
Grundsätzlich zu entscheiden – neben meiner Arbeit als Kreativdirektor im Bereich Design, Kommunikation und Werbung – auch künstlerisch frei zu arbeiten, lag am Drang, mir ein weiteres kreatives Ventil zu schaffen. Ich wollte erstmals unabhängig designerisch und künstlerisch tätig sein und nicht nur für Auftraggeber.
Meine Neugier immer wieder in neue spannende Felder einzutauchen begleitet mich immer schon. Regelmäßige Ausflüge in die Regie von Film oder Musikvideos, aber eben auch Interior Design Projekte anzunehmen und umzusetzen, beweisen das. Man könnte auch sagen, ich bin ein designerischer Tausendsassa - interdisziplinär zu arbeiten erweitert den Horizont und das halte ich für eine wichtige Grundlage um innovativ und kreativ zu bleiben.
Zu dem haben Veränderungen im kommerziellen Markt, der Werbeindustrie, diese Entscheidung verstärkt. Aus meiner Sicht, ist die künstlerisch hochwertige Form der Umsetzung, der Erzählung, des Designs in diesem Bereich nicht mehr stark genug vertreten – oftmals um mehr und mehr der absoluten Messbarkeit Platz zu machen. Für Kunst in der Kommunikation braucht man viel Vertrauen, das fehlt oftmals auf Seiten der Auftraggeber.
Warum haben Sie sich der Pop Art gewidmet?
Was den Inhalt meiner künstlerischen Arbeit betrifft, Pop Art neu zu interpretieren, war ich immer schon von klassischer Pop Art angezogen, einer Form der Kunst, die dem Grafik Design sehr nahe ist – ohne Zwang einer gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung zu unterliegen. Dazu habe ich den Begriff „iPopArt“ als Überschrift meiner Arbeiten definiert – Interior Pop Art. Meine Werke sollen in erster Linie Freude bereiten, dürfen dekorativ sein, positive Gefühle beim Betrachten meiner Bilder erzeugen – bestätigen im Übrigen auch meine Käufer – das macht mir Freude, das zu hören.
Ein weiterer Aspekt liegt in meinem Interesse an der Historie der Pop Art. Die bewusste Abkehr und Reaktion auf die intellektuelle, abstrakte Kunst, die sich ausdrücklich dem Trivialen zuwendet und eng mit der Werbung verknüpft war, zeichnete bereits in den 1950er Jahren die Strömung des Pop Art aus. Damit gilt sie als Kunstform, die erstmals den Zugang einer breiteren Masse ermöglicht. Diese Idee der Barrierefreiheit – zumindest was die Preisgestaltung in diesem Bereich betrifft – ist in den Hintergrund gerückt. Diesen Ansatz möchte ich mit meiner iPopArt wiederbeleben und meine Werke unter dem Motto „affordable luxury“ für jedermann zugänglich machen.
Sie sind auch Gründer von „The Artworkers Room“ - ein Netzwerk für Kreative. Innovation durch Kooperation sozusagen. Welche Idee steckt dahinter?
Das Projekt theartworkersroom* hat sich aus den neuen Rahmenbedingungen moderner, kreativer Zusammenarbeit ergeben. Innerhalb der Kreativwirtschaft haben sich die Strukturen rund um kreative Leistungen verändert – Eine Vielzahl Kreativschaffender präsentieren sich am Markt alleine, als neue Selbständige oder EPU´s. Diese freien Kräfte zusammenzuführen, zu bündeln und zu unterstützen ist die Grundidee.
Das verbessert nicht nur die Selbstdarstellung jedes Einzelnen, sondern verbessert auch die Ergebnisse. Netzwerke, Beziehungen und Kooperationen sind wichtige Treiber für den Erfolg kreativer Arbeit. Kreativprojekte benötigen meistens ein Team mit kompatiblen Mindsets, gelebte Interdisziplinarität, agile und konsequente Kreativität und Ergebnisorientierung. Durch die Schaffung und Nutzung von „Fluid Networks“ steigt die Innovationskraft stark.
Darüber hinaus lassen sich die dafür nötigen "Sekundär-Leistungen" wie Marktstärke, Akquisition, Angebotslegung, Kunden- und Projektmanagement, Zahlungsabwicklung bis hin zur Einkaufsgemeinschaft etc. in digital unterstützter und automatisierter Art und Weise besser bündeln und können somit gemeinsam effizienter gelöst werden.
Vielfalt war schon immer Grundlage für kreatives Schaffen. Wie sehen Sie Ihre Branche nach Corona, wo liegen die Herausforderungen?
Wir, als Kreative, sind grob gesagt „Luxus“. Das ist naturgemäß ein Problem in unruhigen Zeiten. In solchen Zeiten werden Themen rund um Design, Kunst und Kultur zurückgedrängt – es müssen existenzielle Dinge gelöst werden – wir backen nun mal kein Brot, und die berühmte „Nahrung für die Seele“ braucht dementsprechende Rahmenbedingungen, zumindest entspanntere Zeiten.
In den Unternehmen stellen sich Fragen nach personellen Ressourcen, Logistik, Rohstoffen und dergleichen. Das gilt ebenso für das private Leben und den damit in Verbindung stehenden Themen. Erst weit danach kann man wieder über „die schönen Dinge des Lebens“, Kunst, Kultur und Design nachdenken. Stichwort „Kaufkraft“. Insofern schwierig derzeit eine Prognose abzugeben.
Darüber hinaus ist es ja nicht nur die aktuelle Lage. Wir stehen – durch Digitalisierung, künstliche Intelligenz, verändertes Konsumverhalten, etc. – schon seit Jahren vor einem rasanten Wandel – Das gilt für alle Branchen und eben auch für die Creative Industries, da ist Corona nur ein weiterer Faktor, der zu weiteren Veränderungen beitragen wird und diese könnten durchaus weitreichend sein.
Ich möchte an der Stelle aber dringend darauf hinweisen, dass die wirtschaftlichen Ergebnisse dieser Krise sehr stark von unserer eigenen Reaktion darauf beeinflusst werden können. Stärken wir mit unserem Kaufverhalten den lokalen, regionalen Markt? Denken wir mehr über die Herkunft eines Produktes nach? Über Nachhaltigkeit. Wer, wo, wie wann Steuern entrichtet? Mein Vertrauen in die Konsumgesellschaft hält sich offen gestanden in diesem Punkt in Grenzen. Mit oder ohne Corona. Wir werden sehen.
Für mich persönlich haben die Maßnahmen rund um die Corona Krise aber auch durchaus eine positive Seite gezeigt. Es entstand eine Art „Zwangsruhe“ durch die ich genauer in mich reinhören konnte, um am Ende Entscheidungen rund um meine Kreativität treffen zu können.
Es hat sich der Entschluss manifestiert, mich in Zukunft noch mehr der Herausforderung zu stellen, freischaffend am Markt mit einem - am Ende doch - „Luxus Produkt“ tätig zu sein. Das ist vielleicht nicht im wirtschaftlichen Sinn, aber persönlich und emotional ein großer Gewinn für mich.
Ausdrucksstark
Der Künstler fand mit seiner iPopArt ein Ventil für seine schöpferische Kreativität, ohne sich dabei dem Markt zu unterwerfen. Imponierende Größen aus Film, Musik und Mode – von Sophia Loren über Grace Kelly, Karl Lagerfeld oder Robert Redford – stellt er mit seinen Werken dar. Dabei ist Stepan vor allem seine Freiheit im Arbeitsprozess wichtig.
Mit iPopArt schuf er eine neue Ästhetik für Räume. Es soll leistbare Kunst für jeden sein, ohne dabei ein Massenprodukt zu werden. Aus diesem Grund sind seine Werke auf wenige Stücke limitiert, signiert und besonders eines: schön anzusehen.
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