Art & Culture

Creative Collaborations: Über die Geschichte der Kunst-Mode-Kollaborationen

Kunst und Mode sind so nahe verbandelt wie noch nie. Ein Überblick über die spannendsten Kollaborationen der neuen Saison
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In der Kunst und in der Mode stehen die Zeichen gerade vielerorts auf Zusammenarbeit, oder besser gesagt auf Kollaboration, wie man das in der Modewelt nennt. Ein etwas sperriger Begriff, über den man immer wieder stolpert, weil er zu der Idee selbst - der fruchtbaren, kreativen Zusammenarbeit von zeitgenössischen Künstlern mit Fashion Brands - nicht so recht passen will. 

Kunst-Mode-Kollaborationen sind kein neues Phänomen. Ihre Anfänge reichen zurück bis ins frühe 20. Jahrhundert, als Künstler wie der belgische Maler und Architekt Henry van de Velde sich erstmals Entwürfen für Damenbekleidung zuwandten. Die wohl berühmteste Kollaboration ist die Zusammenarbeit zwischen der italienischen Modedesignerin Elsa Schiaparelli und ihrem Künstler-Freund Salvador Dalí. Im Paris der späten dreißiger Jahre schockierte das Duo die damalige Couture-Welt mit skurrilen, surrealistischen Entwürfen: einem Hut in Schuhform etwa oder einem dem menschlichen Skelett nachempfundenen Kleid. Auch Andy Warhol hat Mode zur Kunst gemacht. Sein “Campbell’s Soup“- Kleid von 1960 ging in die Geschichte ein und ist heute in der Sammlung des Metropolitan Museum of Modern Art in New York zu finden. 

Neben großen Brands wie Louis Vuitton, die schon seit Jahrzehnten mit bekannten Künstlern zusammenarbeiten, treten auch vermehrt kleinere Labels in den kreativen Dialog mit der Kunstwelt und sorgen für spannende Designs. Wir haben die interessantesten Kollaborationen der neuen Saison zusammengefasst.

Louis Vuitton x Urs Fischer

Bereits zum zweiten Mal hat sich Louis Vuitton mit dem Schweizer Konzeptkünstler Urs Fischer zusammengetan. Das mit Spannung erwartete Ergebnis ist eine spielerische Neuinterpretation des ikonischen Louis Vuitton-Monograms, das 1896 von Georges Vuitton geschaffen wurde. Damit gehört Fischer neben Jeff Koons oder Yayoi Kusama nun zu den wenigen internationalen Künstlern, die das Monogram-Motiv gänzlich neu gestalten durften.

Für die gemeinsame Kollektion hat Urs Fischer das Monogram in handgezeichnete, vergrößerte und verzerrte Versionen umgestaltet, die er “Erinnerungsskizzen” nennt.
“In Anbetracht des allgegenwärtigen Status des Monogram-Motivs habe ich mich entschlossen, es ganz spontan mit der Hand zu zeichnen, fast so, als würde ich es aus dem Gedächtnis skizzieren”, erklärt er. Die neue Linie umfasst Ready-to-Wear, Lederwaren, Schuhe und Accessoires in den zwei kontrastreichen Farbkombinationen Schwarzrot und Schwarzweiß. 

Louis Vuitton x Urs Fischer, Copyright: Louis Vuitton
Louis Vuitton x Urs Fischer, Copyright: Louis Vuitton

Bottega Veneta x Rosemarie Trockel

Bottega Venetas Kreativchef Daniel Lee arbeitete für die Präsentation seiner Sommerkollektion 2021 mit der deutschen Künstlerin Rosemarie Trockel zusammen. Drei Bildbände hat das Modehaus lanciert, die einen Einblick in kreative Prozesse geben. Den Anfang macht der Designer selbst mit Bildern, die ihn zum Entwurf der neuen Kollektion inspiriert haben. 

Book 02 mit dem Titel "The Importance of Wearing Clothes" wurde von Rosemarie Trockel verfasst, die vor allem für ihre Strickbilder bekannt ist. Die Künstlerin untersucht damit traditionelle Vorstellungen von Weiblichkeit, feministische Themen und Theorien der Sexualität. In dem Buch befasst sie sich in Kurzgeschichten, Collagen und Fotografien mit dem Prozess der Herstellung von Kleidung und zeigt jene Stücke, die es nicht in die Kollektion geschafft haben. Für das dritte Buch hat Tyrone Lebon, Daniel Lees langjähriger beruflicher Partner, die Looks der neuen Kollektion fotografiert.

Book 02 von Rosemarie Trockel © Rosemarie Trockel. Courtesy of Bottega Veneta
Book 02 von Rosemarie Trockel © Rosemarie Trockel. Courtesy of Bottega Veneta

Dior x Song Dong

Es gibt nur wenige Taschen, die es schaffen, in die Reihe der zeitlosen Legenden aufgenommen zu werden: die emblematische Lady Dior ist eine davon. Zum fünften Mal hat das Modehaus zehn zeitgenössische Künstler aus aller Welt mit dem “Lady Dior Art”-Projekt  eingeladen, diesem Klassiker einen neuen Look zu geben. Darunter sind namhafte Größen wie die feministische US-Künstlerin Judy Chicago oder Claire Tabouret, die sich mit einem Selbstporträt als Vampirin auf der Tasche verewigt hat. Besonders spannend ist der Entwurf des renommierten Konzeptkünstlers Song Dong.

Als einer von Chinas meist ausgestellten zeitgenössischen Künstlern, machte Song Dong sich in den 1990er Jahren mit fantasievollen Installationen, Performances und Multimedia-Arbeiten einen Namen. Er hat die Lady Dior zu einer “Windows Bag” im Minaudière-Stil umgestaltet. Bunt gerahmte Spiegel-Elemente erinnern an ein Kaleidoskop und sollen die vielen Facetten unserer Persönlichkeit symbolisieren, die sich durch äußere Einflüsse - wie Licht und Schatten - verändern. 

 

“Lady Dior” bag by Song Dong. Copyright: Dior
“Lady Dior” bag by Song Dong. Copyright: Dior

Berluti x Brian Rochefort

Bei Berluti hat Kreativdirektor Kris Van Assche im Zuge der Corona-Pandemie neue digitale Wege in der kreativen Zusammenarbeit gefunden. Per Zoom hat er für seine Ready-to-Wear Menswear Spring/Summer 2021 Kollektion zum ersten Mal mit einem Künstler zusammengearbeitet. Van Assche, der seit vielen Jahren Keramik sammelt, entschied sich dabei für den kalifornischen Keramikkünstler Brian Rochefort. 

In einem Behind-the-scenes-Video erfährt man, wie Rocheforts bunte Keramikobjekte ihren Weg in die Kollektion fanden  - zwischen dem Berluti-Studio in Paris und dem Künstleratelier in LA. Rocheforts Skulpturen erinnern an vulkanisches Gestein in futuristischen Regenbogenfarben. Van Assche ließ sie abfotografieren und anschließend auf Hemden drucken oder in Strickmuster übertragen. 

Berluti x Brian Rochefort, Courtesy of Berluti
Berluti x Brian Rochefort, Courtesy of Berluti

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