Gefühle einer Mutter: Simone Haacks Reise zur Mutterschaft
Keiner von uns besitzt eine eindeutige Identität seiner selbst, sondern ist vielmehr eine "soziale Konstruktion": Unsere Existenz beruht allein darauf, wie wir von anderen wahrgenommen werden, und zwar nur in dem Maße, wie andere uns sehen. Wie Pirandello behauptet, sind diese Worte die gleichen Dynamiken, die die Künstlerin Simone Haack durch ihre Kunst zum Ausdruck bringt und vermittelt.
In Simone Haacks Werk spiegelt sich eine faszinierende Reise zur Mutterschaft wider, die von der künstlerischen Inspiration und dem Streben nach Ausdruck geprägt ist. Beim Beginn eines Gemäldes hat sie oft konkrete Bildideen, die sie motivieren, den Pinsel zur Hand zu nehmen. Doch die Malerei ist unberechenbar, und so entwickeln sich ihre Werke oft in unerwartete Richtungen, während sie beim Malen plötzlich neue Entdeckungen macht und diesen nachgeht. In solchen Momenten tritt die ursprüngliche Idee in den Hintergrund und wird zu einem groben Kompass, der ihr gelegentlich die Richtung weist.
Frau? Mutter? Künstlerin? Diese sind nur drei Rollen, die Simone Haack annimmt
Simone Haacks Kunst zeigt eine Welt, in der Personen, Tiere, Objekte und Landschaften porträthaft realistisch erscheinen, jedoch in der "realen" Welt keine Entsprechung haben. Es sind Bilder, die Gegensätze vereinen und dadurch einen besonderen Reiz ausüben.
Die Thematik der Mutterschaft hat für Simone Haack eine besondere Bedeutung. Sie ist fasziniert vom Bild der Frau in der Kunst, da Mutterschaft für jede Frau ein relevantes Thema darstellt. Unabhängig davon, ob man sich dafür oder dagegen entscheidet, ab einem gewissen Alter ist es ein präsentes Thema. Als Frau in der Mitte des Lebens mit dem Ende der Fruchtbarkeit konfrontiert zu sein, empfindet sie als große Ungerechtigkeit. Ihre Mutterbilder, wie beispielsweise "Gulliva" oder "Theater", zeigen eine Übermutterfigur, um die sich andere Figuren gruppieren, während Werke wie "Mädchen mit Hund" die Thematik einer Ersatz-Mutterschaft erkunden. Diese Werke erinnern an die Bilder von Künstlerinnen wie Maria Lassnig und ihre Darstellung der verpassten Mutterschaft.
In Haacks Kunst verschmelzen persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Themen zu einem eindringlichen Ausdruck von Emotionen und Reflexion über die menschliche Existenz. Ihre Werke laden dazu ein, sich mit den komplexen Gefühlen und Herausforderungen der Mutterschaft auseinanderzusetzen und bieten zugleich eine ästhetische Erfahrung von außergewöhnlicher Tiefe und Vielschichtigkeit.
Auf die Frage, ob sie sich der feministischen Kunst zurechnet, antwortet Haack verneinend. Sie betont, dass das Beschäftigen mit Frauen-Themen nicht automatisch bedeutet, feministisch zu sein. Ihr Interesse sei vielmehr von allgemeiner Natur und umfasse die Auseinandersetzung mit Identität und Körper. Beispielsweise spiegelt sich dies in ihrer aktuellen Publikation "Hair" wider, die sich malerisch mit dem Körper verbindet und manchmal in Richtung Landschaft abstrahiert.
Die Erfahrung des Mutterseins hat Simone Haack nach eigener Aussage zu einer besseren Künstlerin gemacht. Durch das erforderliche Zeitmanagement sei sie produktiver geworden und habe gelernt, schneller Entscheidungen zu treffen. Das erste Jahr mit ihrem Baby veranlasste sie dazu, wieder auf Instagram aktiv zu werden, um ihre Identität als Künstlerin zurückzugewinnen.
In Bezug auf die Kunstwelt äußert Haack, dass Mutterschaft immer noch ein Tabuthema sei. Viele Künstlerinnen würden ihre Kinder aus Selbstschutz verschweigen, da ihnen nicht zugetraut werde, Kind und Kunst erfolgreich miteinander zu vereinbaren.
Simone Haacks Reise als Mutter und Künstlerin dient als bewegende Erinnerung an die Verbundenheit persönlicher Erfahrungen und kreativen Ausdrucks. Ihre Bereitschaft, die Komplexitäten der Mutterschaft im Kontext der Kunstwelt zu navigieren, ist ein kraftvolles Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und Stärke von Frauen auf der Suche nach ihren Leidenschaften.